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Peter Stein erhielt den Kortner-Preis

Es war Schelte-Zeit. Schauspielhaus-Intendant Frank Baumbauer schalt das Abendblatt stellvertretend für alle Zeitungen, die nicht auf die Fritz-Kortner-Preisverleihung an Peter Stein am Sonntag morgen hingewiesen hatten. Der zum Lobredner bestellte Kurt Hübner schalt die neue Zeit, ihre Fäkal-Schriftsteller, die konsumierende Jugend, die nicht mehr nach der Wahrheit suche, und überhaupt die ganze „total verkommene Zivilisation“, der er sich und seine Theaterfreunde auf der Suche nach der Wahrheit entgegenhielt. Und der Geehrte schalt den Preisgeber, die Zeitschrift Theater heute, die seit 1987 den mit zehntausend Mark dotierten Preis vergibt, als verlogen und heuchlerisch, weil sie ihn angeblich seit 13 Jahren „abbaue“ und auf „der anderen Seite der Barrikaden“ stehe als er und Kortner.

Was dann folgte war eine in aller eitlen Ehrlichkeit klug ausgeführte Selbstapplaudierung des Regisseurs, der sich als einzig legitimer Nachfolger Kortners erklärte, und ein Versuch, seine oft als reaktionär titulierte neue Werktreue als den wahren Kern der Theaterarbeit hinzustellen. Abschätzig den Modernisierungstrieb als dümmliche Jugendsünden lächerlich machend, erklärte Stein die konzentrierte Textarbeit und den Respekt vor dem Original zum Scheideweg von Qualität am Theater.

Eingeigelt in eine Bühnenwelt soll diese intellektuelle Romantik die Sprache vor Verschmutzungen durch Medien und Alltag bewahren, und ihr größter Zampano, Peter Stein, will für diese Haltung nicht von Leuten geehrt werden, die wenigstens zaghaft Unterstützung für gesellschaftlichen Wandel zeigen. Die moralische Anstalt muß zeitlos bleiben! Wenigstens mal eine Position.

tlb/Foto: Steffen Kugler

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