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Intervention weiter nötig

■ Neuer Flüchtlingsstrom im zairischen Grenzgebiet

Die jüngsten Entwicklungen im ostafrikanischen Flüchtlingsdrama unterstreichen einmal mehr die Schwerfälligkeit des UNO-Sicherheitsrates bei der Reaktion auf Krisen. Als das oberste UN-Gremium in der Nacht zum Samstag endlich den Beschluß faßte, eine multinationale Truppe in das Grenzgebiet zwischen Ruanda und Zaire zu schicken zwecks Schaffung sicherer Korridore für die Versorgung ruandischer Hutu-Flüchtlinge, hatten sich bereits 100.000 von ihnen auf den Fußmarsch in ihre Heimat begeben. Bis gestern wuchs der Rückkehrerstrom auf 40 Kilometer Länge und 500.000 bis 700.000 Menschen an. Ist damit der Beschluß des Sicherheitsrates Makulatur geworden? Soll die multinationale Truppe zu Hause bleiben, wie Ruandas Präsident Pasteur Bizimungu inzwischen fordert? Keineswegs. Erforderlich ist allerdings eine Anpassung des Auftrages dieser Truppe, was hoffentlich nicht erneut tage- oder gar wochenlange Beratungen erfordert.

Bislang kommen die Rückkehrer ausschließlich aus dem Flüchtlingslager Mugunga bei Goma. Ihr Aufbruch in die Heimat wurde nur möglich, nachdem Tutsi-Rebellen vergangene Woche die Hutu-Milizen aus diesem Flüchtlingslager vertreiben konnten. Diese Rückkehrer strömen jetzt nach Gisenyi und andere Lager in Ruanda.

Um eine neue humanitäre Katastrophe in diesen Übergangslagern zu verhindern, bedarf es jetzt schneller Lieferungen von Nahrungsmitteln und sauberem Trinkwasser. Entsprechenden politischen Willen vorausgesetzt, könnten diese Lieferungen bereits in den nächsten Tagen erfolgen. Sie sind nicht abhängig vom vorherigen Aufbau der logistischen Infrastruktur einer multinationalen Truppe. Darüber hinaus bedarf es Hilfen zur Wiederansiedlung der Rückkehrer an ihren Heimatorten.

Weiter südlich von Goma sind weiterhin eine halbe Million ruandische Flüchtlinge fast völlig von humanitärer Hilfe abgeschnitten. Das Überleben und die Heimkehr dieser Menschen ist nach den bislang vorliegenden Erkenntnissen — und vorbehaltlich ähnlich überraschender Entwicklungen wie in Mugunga — abhängig von der Schaffung von Korridoren, durch die sie zunächst humanitär versorgt werden und dann auch ohne Gefährdung nach Ruanda zurückkehren können. Andreas Zumach

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