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Iranischer Autor in Geheimhaft?

■ Der seit über zwei Wochen vermißte Schriftsteller Faradsch Sarkuhi wird angeblich in Teheran festgehalten

Berlin (taz) – Der verschwundene iranische Schriftsteller Faradsch Sarkuhi soll vom iranischen Geheimdienst Vevak in Teheran festgehalten werden. Das behauptet der in Paris lebende ehemalige iranische Präsident Abol Hassan Bani Sadr. Gegenüber der taz erklärte er gestern, Sarkuhi befinde sich in einem Haus des Vevak – Adresse: Pasdaran-Straße, Golestan 7, Haus 26. Seine Informationsquelle beschreibt Bani Sadr mit „im Inneren“.

Bani Sadr, der der ersten iranischen Regierung nach der islamischen Revolution vorstand, lebt seit 15 Jahren im Exil. Nach eigenen Angaben verfügt er auch heute noch über Informationskanäle bis in hohe Kreise des Regimes. Seine Aussage während des Berliner „Mykonos“-Prozesses erhärtete den Verdacht, daß der Befehl zu dem Mord an vier oppositionellen iranischen Kurden 1992 in dem Berliner Restaurant „Mykonos“ von der iranischen Staatsführung kam. Für Bani Sadr besteht zwischen Sarkuhis Verschwinden und dem Prozeß eine Verbindung: „Der Vevak spielt mit Sarkuhi und dem iranisch- deutschen Verhältnis.“

Sarkuhi ist Chefredakteur der kritischen Literaturzeitschrift Adine. Am 3. November wollte er zu seiner Familie nach Deutschland fliegen. Gebucht hatte er einen Flug der Iran Air nach Hamburg. Eine Bekannte, die ihn zum Flughafen gebracht hatte, bekam dort eine Notiz zugesteckt, es gebe Probleme mit seinem Paß, er werde einen späteren Lufthansa-Flug nach Frankfurt nehmen. Kurz darauf hieß es, Sarkuhi habe doch noch die Maschine der Iran Air erwischt. Sarkuhi kam weder in Hamburg noch in Frankfurt an. Thomas Dreger

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