: Unterm Strich
Sprachwissenschaftler der RWTH Aachen empfehlen, die Neuregelung der deutschen Orthographie zu ignorieren und die herkömmliche Schreibweise beizubehalten. „Die neuen Regeln sind zum größten Teil unklar, widersprüchlich und falsch“, bilanzierte Professor Christian Stetter vom Germanistischen Institut der RWTH Aachen nach einer Analyse des Regelwerkes. Die Neuregelung sei nur für Lehrer verbindlich. Privatpersonen, Institutionen und Unternehmen hätten das Recht, die alte Schreibweise zu praktizieren. „Unternehmen riskieren bei Anwendung der neuen Schreibweise, ihre Kunden zu verlieren“, gab der Professor seine Erfahrung wieder, „und jeder Literaturverlag wäre ruiniert, wenn er auf die neue Rechtschreibung umstellen würde.“
In seinem Kampf gegen die Rechtschreibreform hat der Weilheimer Deutschlehrer Friedrich Denk jetzt zum Volksbegehren aufgerufen. Bei einer Versammlung von etwa 400 Menschen in der Weilheimer Stadthalle zeigte sich Denk am Dienstag abend davon überzeugt, daß er „in kürzester Zeit“ die nötigen 25.000 Unterschriften für einen Gesetzesvorstoß in Bayern beisammen habe. Um die Menschen für das Volksbegehren zu mobilisieren, gründete er gleichzeitig die Initiative „Wir gegen die Rechtsschreibreform“, die laut Denk von Autoren wie Loriot, Hans Magnus Enzensberger oder Ottfried Preußler (der mit dem Räuber Hotzenplotz) unterstützt wird. Die Bayern sollen nach den Vorstellungen des streitbaren Gymnasiallehrers schon bald über einen Gegenentwurf zur neuen Schreibweise abstimmen, die an bayerischen Schulen seit dem neuen Semester bereits gelehrt wird. Nach seinem Gesetzentwurf soll dem bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetz ein zusätzlicher Artikel 27a beigefügt werden, in dem die Rechtschreibung nach der herkömmlichen Weise festgelegt wird. Der bayerische Kultusminister Hans Zehetmair warf Denks Initiative einen Alleingang in der Rechtschreibung vor: Niemand könne guten Gewissens anstreben, daß bayerische Kinder anders schreiben lernten als jene in den 15 übrigen Bundesländern, in Österreich oder der Schweiz.
Der Berliner Senat will mit der Bundesregierung über die Finanzierung des zeitgeschichtlichen Dokumentationszentrums „Topographie des Terrors“ auf dem einstigen Gestapo-Gelände sprechen. Die Gespräche sollen innerhalb der nächsten Monate stattfinden. Das Abgeordnetenhaus hatte den Senat am vergangenen Donnerstag mit den Stimmen der Koalitionsfraktion von CDU und SPD aufgefordert, unverzüglich mit dem Bund über die Errichtung zu verhandeln. Dabei soll mindestens eine paritätische Finanzierung für den Bau des Zentrums erreicht werden. Die Kosten von rund 45 Millionen Mark muß bislang zum größeren Teil Berlin tragen. Bonn soll rund 18 Millionen Mark zahlen.
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