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Tote Muscheln

■ Muschelsterben auf den Shetland- Inselndurch die „Braer“-Ölpest?

Vidlin (taz) – Knapp vier Jahre nach der Havarie des Tankers „Braer“ vor den Shetland-Inseln mehren sich die Indizien, daß die 85.000 Tonnen Rohöl, die im Januar 1993 ins Meer flossen, größeren Schaden angerichtet haben als zunächst angenommen.

Muschelfischer Stephen und Stanley Gray mochten ihren Augen nicht trauen, was ihr kürzlich erworbenes Spezialschiff für den Muschelfang während der letzten Tage vom Meeresboden saugte. Zwischen 75 Prozent und 90 Prozent der Scheiden- und Herzmuscheln in der Fangverbotszone westlich des Archipels sind tot. „Wir haben es an mehreren Stellen versucht, das Ergebnis ist immer das gleiche“, sagt Skipper Stephen Gray.

Wissenschaftler der Gesundheits- und Umweltbehörden haben umgehend Proben der Fänge entnommen. Mit Ergebnissen ist nicht vor Freitag dieser Woche zu rechnen. Eine Sprecherin der Scottish Environmental Protection Agency (Sepa) wollte nicht über mögliche Ursachen spekulieren. Skipper Stephen Gray hingegen ist überzeugt, daß das Sterben unmittelbar mit der Tankerhavarie in Zusammenhang gebracht werden kann.

„Wo immer wir den Meeresboden nach Muscheln durchwühlten“, sagt er, „anschließend war ein dünner Film Öl auf dem Meer sichtbar.“

Sollten sich die Befürchtungen bestätigen, steht den Versicherern der „Braer“ eine neue Welle mit Schadenersatzansprüchen ins Haus. Bislang sind rund 118 Millionen Mark Kompensationsgelder an Fischer, Lachsfarmer und Privatleute gezahlt worden.

Doch vier Jahre nach dem Unfall wartet die Mehrheit der Geschädigten immer noch auf eine angemessene Ausgleichszahlung. Und sie werden sich wohl auch weiter gedulden müssen, denn der Topf, aus dem Kompensationsgelder gezahlt werden, ist nahezu leer. Ansprüchen in Höhe von etwa 200 Millionen Mark stehen 25 Millionen Mark Reserven gegenüber. Hans-Jürgen Marter

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