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Hemelinger Beirat wird bewußt dumm gehalten

■ Wirtschaftspolitiker von CDU und SPD kamen nicht zur Beirats-Debatte über Euro-Zentrum Hansalinie

Der Hemelinger Beirat hat es schwer mit der hohen Bremer Politik. Völlig überrascht nahm der nämlich jetzt den Vorstoß der Bremer SPD auf, den gesamten Bremer Süden von der Hemelinger Marsch bis runter nach Achim zum „Euro-Zentrum Hansa-Linie“ ausbauen zu wollen. Da war Aufklärung gefragt in der Beiratssitzung am Donnerstag. Auch die Beiräte von SPD und CDU hätten gern von den eingeladenen Wirtschafts-Deputierten erfahren, was Sache ist. Aber nur die Grüne Helga Trüpel kam. Doch auch die hatte selbst als Sprecherin der Wirtschaftsdeputation nicht viel zu erzählen: „Ich kann hier nur die Meinung meiner Partei wiedergeben“, gestand sie. Denn das neue Euro-Hansalinie Konzept habe man in der Wirtschaftsdeputation noch nicht beraten.

SPD-Beiratssprecher Kurt Schuster (SPD) war, wie er der taz gegenüber einräumte, bei der SPD-Klausur zur Stadtentwicklung dabei gewesen, er habe dort die Bedenken des Ortsbeirats Hemelingen vorgetragen. Was aber die SPD-Fraktion einstimmig als ihr Konzept beschlossen hatte (vgl. taz 21.11.), das wollte auf der Beiratssitzung niemand erklären.

Die Gewerbeflächen-Idee von über 400 Hektar im Bremer Süden sei „politischer Wahnsinn“, konstatierte Beiratsmitglied Hans Krol (Grüne) und ein „Tritt in den Hintern der Bevölkerung“, der Beirat dürfe so etwas nicht mitmachen. Man müsse sich mit den anderen betroffenen Beiräten Osterholz sowie den Achimern unbedingt an einen Tisch setzen. Und der SPD-Beirätler Michael Skiba wollte gleich den bereits vor zwei Monaten abgesegneten Beiratsbeschluß „pro forma“ nochmals abstimmen: „Ja zur Bebauung der Hemelinger Marsch. Aber nur, wenn die Verkehrsanbindung stimmt.“ Den Autobahnanschluß nämlich hätte das Wirtschaftsressort aus Kostengründen immer wieder abgelehnt. „Dafür droht uns im Falle des Falles aber ein Anschluß durch den Stadtteil über die Pfalzburger Straße oder den Hemelinger Hafendamm“, wußte auch Beiratssprecher Schuster.

Aus dem „alten und zugleich neuen“ Antrag wurde nichts. CDU-Beirätler Wilfried Schröder beruhigte die aufgebrachte Runde. Man solle sich auf der nächsten Beiratssitzung von „den anderen Parteien ihre Konzepte noch einmal in Ruhe erklären lassen.“

Doch ob der schon für den Donnerstag eingeladene CDU-Wirtschaftsdeputierte Wedige von der Schulenburg dann nicht kneift, bleibt fraglich. Schulenburg gestern zur taz:„Ich hätte sowieso nichts zu erzählen gehabt, weil wir in der Fraktion noch nicht abschließend abgestimmt haben.“ CDU-Wirtschaftspolitiker Thomas Röwekamp meinte, er lebe in Bremerhaven und sei im Bremer Osten nicht zuständig.

Die CDU, meinte die Grüne Trüpel, ist offenbar von dem SPD-Vorstoß überrascht worden. kat

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