piwik no script img

Prostituierte wollen endlich aus dem Sperrbezirk raus

Das zwischen einer Prostituierten und einem Freier vereinbarte Honorar ist nicht einklagbar. Hure können selbst bei regelmäßiger Arbeit – beispielsweise in einem Bordell – keine Arbeitsverträge abschließen. Sie sind nicht sozial abgesichert, ihre Tätigkeit nicht als Beruf anerkannt. Daher haben sie auch keinen Anspruch auf Umschulungsmaßnahmen. Eigentlich dürfen Prostituierte nur eines: Steuern zahlen. „Diese Doppelmoral muß endlich ein Ende haben“, fordert die grüne Bundestagsabgeordnete Irmingard Schewe-Gerigk. Sie stellte gestern in Bonn einen Gesetzentwurf ihrer Partei vor, der „die rechtliche Diskriminierung von Prostituierten“ beseitigen soll. Danach sollen Verträge über sexuelle Dienstleistungen nicht mehr als sittenwidrig gelten und die Prostitution als Beruf anerkannt werden. Der Entwurf findet Unterstützung bei Betroffenen. Eine von ihnen übte harsche Kritik an der geltenden Praxis: „Der Staat ist der größte Zuhälter“, so Christine Drößler vom Frankfurter Selbsthilfeprojekt „Huren wehren sich gemeinsam“. In die öffentlichen Säckel fließen Steuern aus Einnahmen von Bars, Bordellen, einschlägig genutzten Wohnungen, aber auch solche von Prostituierten – aufgrund von Verdienstschätzungen. Schließlich sollten Vorschriften gestrichen werden, die „die Freiheit der Berufswahl“ einschränken. Und: Sperrbezirke soll es nicht mehr geben. Entfallen soll auch die „diskriminierende Kontrolle von Prostituierten durch die Gesundheitsbehörden“.

Bettina GausFoto: Dietmar Gust

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen