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Militär wohin, wofür?

■ Rätselraten über Flüchtlingszahlen bei Debatte über Intervention in Zaire

Goma/Genf/ (AP/rtr/dpa) – Höchst widersprüchliche Angaben über die Zahl der noch in Zaire verbliebenen Flüchtlinge haben gestern die Beratungen über eine Entsendung einer internationalen Eingreiftruppe für Mittelafrika begleitet. Militärs aus mehr als 25 Staaten vertagten ihr Treffen in Stuttgart über die Entsendung einer Friedenstruppe in die Region nach kurzer Zeit.

Eine internationale Gruppe unter Einbeziehung von Hilfsorganisationen soll jetzt erst einmal eine genauere Lagebeurteilung entwickeln. Auf dieser Grundlage hofft der kanadische Kommandeur der gepanten Truppe, Maurice Baril, bis Anfang der Woche einen militärischen Einsatzplan entwickeln zu können.

Die von Ruanda unterstützten zairischen Tutsi-Rebellen erklärten, nach der Rückkehr von 500.000 Hutus nach Ruanda sei der Einsatz einer multinationalen Truppe nicht mehr notwendig, die Flüchtlingskrise sei beendet. Die ruandische Regierung hat unterdessen sämtliche Fahrzeuge des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) beschlagnahmt, mit denen zurückgekehrte Hutu-Flüchtlinge in ihre Heimatdörfer gebracht werden sollten.

Nach Informationen der US- Streitkräfte sollen sich in der Nähe des Kivusees noch rund 175.000 Flüchtlinge aufhalten. Am Donnerstag abend waren auf Satellitenfotos größere Mengen Menschen ausgemacht worden. Ray Wilkinson vom Hochkommissariat für Flüchtlinge der Vereinten Nationen (UNHCR) bezifferte die Zahl der Flüchtlinge auf eine Dreiviertelmillion. Fünf große Gruppen befänden sich am Tanganjikasee zwischen den Orten Fizi im Süden und Masisi im Norden. Tutsi- Führer André Kassesse erklärte, es handele sich um heimatlos gewordene Zairer.

In Genf veröffentlichte das UNHCR gestern einen Bericht über ein Massaker in Burundi. Am 22. Oktober seien in einer Kirche in der Provinz Cibitoke 300 Menschen massakriert worden.

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