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Intimfeinde des Präsidenten wittern Morgenluft

■ Mauss ist ein „Opfer“ politischer Rivalitäten in Kolumbien und des ungeschickten Vorgehens der Bundesregierung. Diese will ihn schnell loseisen, bevor er plaudert

Generalstaatsanwalt Alfonso Valdivieso kann sich die Hände reiben. Monatelang hatte der Intimfeind des Präsidenten Ernesto Samper zusehen müssen, wie sich dieser erfolgreich dem Vorwurf entgegenstemmte, er habe von der Unterstützung seines Wahlkampfs durch das Cali-Kartell gewußt; mindestens sechs Millionen Dollar flossen 1994 in die Kassen des liberalen Kandidaten.

Nun hält Valdivieso, dem Ambitionen für die Präsidentschaftswahl in anderthalb Jahren nachgesagt werden, neue Trümpfe in der Hand: Werner Mauss, seine Partnerin und die Dokumente, die die beiden Agenten mit sich führten. Der untersetzte, als unerschrockener Kämpfer gegen die „Narco- Korruption“ geltende Staatsanwalt läßt keinen Zweifel daran, daß er sich das Ruder nicht aus den Händen nehmen lassen will. „Indem Mauss versucht hat, eine Entführte geheim aus dem Land zu schaffen, hat er die nationale Sicherheit gefährdet.

anz schlimm wäre es, sollte sich herausstellen, daß Ausländer in unserem Land Entführungen begünstigen.“ Und an die Adresse von Samper-Intimus Horacio Serpa, dem Innenminister, ging der folgende Seitenhieb: „Ich verstehe nicht, wie hohe Regierungsfunktionäre Beziehungen zu solch seltsamen Gestalten unterhalten können.“

Immer wieder zeigt sich, wie wichtig Innenminister Serpa, ein mit allen Wassern gewaschener Haudegen, für das politische Überleben Sampers ist. Vor einigen Tagen rettete er mit einer flammenden Rede im Kongreß den Regierungsentwurf, der auch rückwirkend eine Enteignung von „Drogenvermögen“ ermöglichen soll. Serpa ist für 1998 als Präsidentschaftskandidat der Samperisten im Gespräch. Weitere Enthüllungen über seine Kontakte zu Mauss und dem deutschen Geheimdienstkoordinator Bernd Schmidbauer könnten für ihn das politische Aus bedeuten.

Ein weiterer potentieller Kandidat konnte durch die Mauss-Affäre Pluspunkte sammeln: Alvaro Uribe, der Gouverneur Antioquias, der Provinz um Medellin. Er hatte vor zwei Monaten bereits lauthals die Beteiligung deutscher Firmen und Regierungsstellen bei dem Freikauf von drei Ingenieuren eines Zementwerks, darunter Karl-Heinz Tresser, beklagt. Erst jetzt kam Mauss' Mitwirkung daran ans Tageslicht.

Uribe hat sich in den letzten Wochen als Hardliner profiliert, der die Guerilla durch den Aufbau von „Sicherheitskooperativen“ bekämpfen will. Dabei sind die Grenzen zu den illegalen paramilitärischen Truppen, die regelmäßig Massaker unter der Zivilbevölkerung anrichten, fließend. Folgerichtig wird Uribes Strategie, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, vor allem von Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert. Alles spricht dafür, daß Uribe auf die Verhaftung der Deutschen auch deswegen bestand, um seinen Rivalen in Bogotá, allen voran Horacio Serpa, eins auszuwischen.

Es ist ein offenes Geheimnis, daß die US-Regierung in diesem Konflikt auf der Seite von Valdivieso und Uribe steht. Serpa dagegen, der immer wieder antiamerikanische Töne anschlägt, bemüht sich in der Regierung noch am ehesten um Kontakte zur Guerilla. Er behauptet, seine Deutschlandreise habe vor allem das Ziel gehabt, den verfahrenen Friedensprozeß wieder in Gang zu bringen.

Doch welche Rolle spielt Mauss-Protektor Bernd Schmidbauer, der am Rande der letzten UNO-Vollversammlung im September mit Präsident Samper zusammentraf? Die des uneigennützigen Friedensmittlers? Carlos Villamil, Exkonsul in Berlin, führt die deutsch-kolumbianischen Gespräche, die im Dezember in ein Treffen zwischen Regierungs- und Guerrillavertretern im Bonner Kanzleramt hätten münden sollen, ausgerechnet auf eine Initiative von Werner Mauss zurück. An dieser Version sind Zweifel angebracht.

Nun übt Bonn unverhüllt Druck auf Bogotá aus, um Werner und Ida Mauss loszueisen, bevor diese sich zu kompromittierenden Aussagen bewegen lassen. Doch in der kolumbianischen Regierung herrscht Verstimmung, weil sie offenbar in Mauss' letzter „humanitärer“ Aktion nicht eingeweiht war. So läßt sich jedenfalls die Äußerung der Außenministerin Mariá Emma Mejia interpretieren, es handele sich „um einen strikt juristischen und keinen diplomatischen Fall“.

Andere wie der einflußreiche El Tiempo-Kolumnist und Samper- Kritiker Enrique Santos, werden deutlicher. Er wirft der Bundesregierung und den Multis Mannesmann und Siemens „Doppelmoral, wirtschaftlichen Egoismus und koloniale Arroganz“ vor. Dies sei eine schlechte Basis für eine glaubwürdige Mittlerrolle der Deutschen bei einem Friedensprozeß mit der kolumbianischen Guerrilla.

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