: Handicap als Herausforderung
■ Morgen erste Hamburger Behindertensport-Messe: Perspektiven aufzeigen und Mut machen
Behindertensport wird oft mit Rollstuhlmarathon oder Abfahrtslauf für Beinamputierte gleichgesetzt. Dabei sind die wenigsten Aktiven mit Handicap Leistungssportler. Von den 3 000 Mitgliedern des Behinderten-Sportverbands Hamburg (BSH) nahmen nur elf an den Paralympics in Atlanta teil. Sport mit Handicap ist in erster Linie eine Breitensportbewegung.
Das soll morgen auch auf der ersten Hamburger Behindertensport-Messe gezeigt werden. Betroffene können sich informieren, welche Sportarten sie ausüben können und wo diese in Hamburg angeboten werden. Einige wie Rollstuhlbasketball oder Gymnastik können sofort ausprobiert werden. Über Freiluft-Sportarten wie Reiten oder Wassersport werden Videos gezeigt. „Die Messe soll der Information dienen“, erklärt Claudia Haas, Leiterin der BSH-Geschäftsstelle. Deshalb sind bis auf einen Hersteller von Rollstühlen auch keine kommerziellen Anbieter vertreten.
Der Behindertensport gliedert sich in die drei Bereiche Lei-stungs-, Breiten- und Rehabilitationssport, die jeweils auf der Messe zu finden sind. Leistungssport verlangt von den Athleten ein gehöriges Maß an Eigeninitiative, denn Profis gibt es bislang noch nicht; auch Sponsoring ist selten. Dennoch nimmt die Zahl derer zu, die sich im Wettkampf mit anderen vergleichen wollen.
„Der Rehabilitationssport ist ein wichtiger Bestandteil des Behindertensports, der aber oft zu kurzkommt“, weiß Haas. Nach Verletzungen und Krankheiten kann dadurch die körperliche Leistungsfähigkeit wiedererlangt werden. Bei chronischen Leiden wie Diabetes, Osteoporose oder Morbus Bechte-rew hilft der Sport, die Krankheiten physisch und psychisch zu bewältigen. Für HIV-Infizierte und an Aids erkrankte Menschen bietet sich Sport zur Stärkung der körperlichen Fitness an. Der schwul-lesbische Sportverein „Startschuß“ ist deshalb mit einem Infostand bei der Messe dabei.
Ein besonderes Angebot wendet sich an Kinder und Jugendliche. In der benachbarten Sporthalle des Matthias-Claudius-Gymnasiums wird für sie eine Gerätelandschaft aufgebaut mit Rollstuhlparcours, Jonglage und Streetball. Hier können behinderte und nichtbehinderte Kinder und Jugendliche zusammen unter Betreuung spielen und Sport treiben. Insbesondere bei der Integration von gehandicapten Jugendlichen spielt der Sport ein große Rolle. Viele Vereine bieten inzwischen regelmäßig Kurse wie Tennis oder Schwimmen an, bei denen sich Behinderte und Nichtbehinderte gemeinsam sportlich betätigen.
Claudia Haas hofft, „daß viele Betroffene, aber auch Fachleute vorbeischauen“. Angeschrieben wurden etliche: Ärzte, Krankengymnasten, Sportvereine und Selbsthilfeorganisationen. Morgen entscheidet sich, wie groß das Interesse am Behindertensport wirklich ist. Eberhard Spohd
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