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Der Prototyp

■ López und die Konkurrenz im Informationszeitalter

Ignacio López ist ein Prototyp. Er steht für eine neue Gilde von Managern, die begriffen haben, daß der entscheidende Vorsprung, den sie ihrem Unternehmen verschaffen können, nicht der von Organisation, nicht einmal der von Kosten ist. Entscheidend ist der Vorsprung an Information. Der übersetzt sich dann fast schon automatisch in eine bessere Organisation und niedrigere Kosten.

Genau so hat López gehandelt. Er baute seine Karriere bei General Motors auf die Verteilung von Information. Wer einen Zulieferer drücken will, teilt seinem Konkurrenten mit, wie günstig dessen Angebot ist. Wer einen Erfinder um seine Prämie bringen will, verteilt dessen Ideen an die Konkurrenz. Der Einkauf wird dann billiger.

López hat in den vergangenen 17 Jahren bei General Motors und VW umgesetzt, was die Jünger der Marktwirtschaft in der Theorie predigen. Um einen perfekten, für alle Beteiligten gleich günstigen Markt zu bekommen, muß man die Informationskosten der Marktteilnehmer minimieren. Geheimnisse stören dabei nur. López half sie zu lüften.

Ansätze für ein solch offenes Informationsmanagement gab es in der Wirtschaft schon immer. Jeder Bauherr weiß um den Vorteil, den er erzielen kann, wenn er konkurrierenden Bauunternehmen das billigste Angebot nennt und sie auffordert, es zu unterbieten. Doch López hat die Informationsverteilung bei seinem VW-Einstieg übertrieben. Er hat nicht den Kleinen ihre Geheimnisse streitig gemacht, sondern dem Größten der Branche. Ein perfekter Markt, von dem die Theoretiker immer träumen und den die Wirtschaftsspione der Realität ein Stück näher bringen, ist ein Markt, der Extraprofite kaum mehr zuläßt.

Und hier bricht sich die Bewunderung der Manager für die gleichmäßige Verteilung von Information mit den Interessen am Profit. Weil die Konzernchefs den Markt und die totale Information zwar wollen, wenn er ihnen beim Einkauf Vorteile verspricht, aber nicht dann, wenn ihnen die Konkurrenz durch totale Information die Extraprofite streitig macht, deswegen wird der Prototyp López jetzt zum Paria. Der Mohr hat bei GM und VW seine Schuldigkeit getan, er kann gehen. Hermann-Josef Tenhagen

Tagesthema Seite 3

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