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Treffpunkt Morgenpost

Polizeieinsatz vor der Hamburger Morgenpost: Um zu verhindern, daß MitarbeiterInnen des Stadtmagazins HH19 die druckfrische Dezember-Ausgabe verteilen, ließ die Chefetage der Boulevardzeitung gestern morgen die „Ordnungsmacht“ anrücken. Die aber konnte nichts Verbotenes an der Verteilaktion entdecken und machte sich wieder aus dem Staub.

In seiner Titelgeschichte weist HH19 nach, daß die Gruner + Jahr-Gazette von Bordellen, in denen Minderjährige mißhandelt wurden, kräftig Anzeigengeld kassiert. Der Aufhänger für den Bericht: Anfang November hatte die Mopo unter der Überschrift „Gequält, vergewaltigt – 17jährige Polin in Hamburg monatelang zur Prostitution gezwungen“ über das „Hurenhaus in der Pagenfelder Straße“ berichtet. Gleichzeitig warb das Blatt – auch noch nach Erscheinen der Story – unter der Rubrik „Treffpunkte“ genau für dieses Etablissement. Ein anderer Fall: Mercedes G., die vorgestern wegen Zuhälterei und Körperverletzung zu viereinhalb Jahren Knast verurteilt wurde (taz berichtete). In ihrem „Freudenhaus“ an der Bahrenfelder Chaussee, für das sie in der Mopo warb, war unter anderem eine 16jährige zur Prostitution gezwungen worden.

Das Boulevard-Blatt kassiert für die Sex-Werbung kräftig: Rund 10 Millionen Mark, so hat HH19 errechnet, bringe die Treffpunkte-Rubrik jährlich ein. Bei der Mopo kann man daran nichts Anstößiges finden. Anzeigenleiter Hans Joachim Eggers: „Die Treffpunkt-Seiten sind eine saubere Sache. Wir tun den Frauen mit den Anzeigen einen Gefallen.“ Auch Chefredakteur Matthias Döpfner mag keine Doppelmoral erkennen, wenn im redaktionellen Teil die Ausbeutung von Frauen in gerade jenen Bordells gegeißelt wird, für die das Blatt gleichzeitig wirbt. Sein lapidarer Kommentar: “Redaktion und Anzeigenteil sind bei uns strikt getrennt.“ Marco Carini Ausriß: Mopo v. 29. 11. 96

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