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Captain's Dinner ist immer

■ Mit der Bark „Europa“ auf Vier-Länder-Törn. Ein Segeltörn auch für Nichtprofis

Ein langer Sirenen-Heulton: Wache an Deck. Es ist 4 Uhr in der Frühe. Ungewaschen und ungekämmt stürzen wir in die klammen Jeans und krabbeln, noch leicht benommen, an Deck. Ein guter Wind ist aufgekommen, die Segel werden gesetzt. Die Segel der Bark „Europa“, Heimathafen Amsterdam.

Das Schiff ist 1911 bei Hamburg als Feuerschiff „Senator Brockes“ gebaut und in den Dienst gestellt worden. Als Seezeichen lag es in der Elbe und wurde 1977 ersatzlos eingezogen. Ein deutscher Privatmann kaufte den Rumpf, um ihn vor der Verschrottung zu bewahren. Über mehrere Eigner gelangte das Schiff 1985 an den Holländer Harry Smit. Dieser ließ mit hohen Investitionen und großem Geschick einen der schönsten und eindrucksvollsten Windjammern, der zur Zeit auf nordeuropäischen Gewässern segelt, bauen. Ganze sieben Jahre dauerte der Umbau. 1993 war er beendet.

Wir fahren von Kiel bis Brest in zwölf Tagen. Die Stammcrew besteht aus sechs bis vierzehn Seeleuten, alles Vollprofis. Bis zu fünfzig Gästen bieten die Kabinen Platz. Die Zwei-, Vier- oder Sechsbettkabinen verfügen jede über eine eigene Dusche mit WC. Alle Kojen werden selten vergeben, es soll nicht zu eng werden. Zwei Salons und eine sehr luxuriöse und gut bestückte Bibliothek laden zum Entspannen ein. An der Bordbar gibt es Getränke gegen blaue, weiße oder gelbe Chips, der Bordwährung.

Von Kiel geht es mit Motorkraft durch den Nord-Ostsee-Kanal. Viel Zeit, das Schiff, die Crew und die Mitsegler kennenzulernen, die Wachen zu verteilen und Kartoffeln zu schälen. Ab Brunsbüttel unter Segeln Fahrt durch die Deutsche Bucht, vorbei an den nord- und westfriesischen Inseln in den Hafen von Scheveningen. Inzwischen beherrschen wir verschiedene Seemannsknoten, verstehen, was der Steuermann mit Gordinge, Geie, Schoten und Brassen meint. Wer es sich zutraut, darf mit in die Rahen steigen, immerhin bis zu 38 Meter hoch. Aber auch an Deck gibt es während der verschiedenen Segelmanöver genug zu tun. Zupacken ist gefragt auf dieser Reise.

Auf der Fahrt von Holland nach England Windstärken bis 9 mit entsprechend hohem Wellengang. Schiff und Menschen werden gleichermaßen gebeutelt.

Land in Sicht. In Dover bekommen wir beim Landgang wieder festen Boden unter die Füße. Aber die Engländer scheinen auf Gummi gebaut zu haben, so sehr verspüren wir noch das Schwanken der letzten Tage und Stunden.

Weiter geht die Fahrt, vorbei an der zerklüfteten englischen Südküste, mit Kurs auf Guernsey. Auch dort haben wir die Möglichkeit, während einiger Stunden die Insel zu erkunden. Das nächste Etappenziel heißt L'Aber'Vrac'h in der Westbretagne. Der Höhepunkt der Reise. Hunderte von kleinen Seglern, Yachten, Motor- und Fischerbooten heißen uns willkommen und begleiten uns zu unserem Liegeplatz. An Land stehen viele Leute, winken uns zu und geben Böllerschüsse ab. Fast zwei Tage liegen wir vor Anker und nehmen am maritimen Festival teil.

Ein letztes Mal heißt es Anker lichten: Wir segeln um die Ecke nach Brest. Drei Heultöne: alle Mann an Deck – die Reise ist zu Ende. Brigitte Scheile

Ein Törn auf der „Europa“ kostet 1.750 Mark pro Person (Verpflegung inkl.). Informationen: Hollands Glorie, Postfach 11 245, NL-3004 EE Rotterdam,

Tel.: 0031-10-4156600,

Fax: 0031-10-4154545

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