: Euro hin und her
■ Bundesbankchef Tietmeyer und französischer Kollege für harte Währung
Hamburg/Paris (dpa) – Die Zentralbankpräsidenten Deutschlands und Frankreichs haben am Wochenende ihr Ziel einer harten Währung bekräftigt. Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer schloß im Spiegel eine kurzfristige Änderung der Leitzinsen aus und plädierte für eine „stabilitätsorientierte Währungsunion“ in Europa. Die D-Mark sei in Europa einigermaßen richtig bewertet, allerdings hätte er „gegen einen etwas stärkeren Dollar nichts einzuwenden“. Die kurzfristigen Zinsen seien zwar „auf einem Rekordtief angelangt“, dennoch sehe er „auf absehbare Zeit auch keinen Grund für eine Anhebung der Zinsen“.
Der französische Zentralbankchef Jean-Claude Trichet erteilte Forderungen nach Gesprächen mit Deutschland über eine Abwertungspolitik eine Abfuhr. „Nichts könnte eine Abwertung des Franc rechtfertigen“, sagte er. Der Pariser Finanzminister Jean Arthuis sagte, Frankreich sei der Stabilität des Franc im Europäischen Währungssystem „sehr verbunden“, denn ein fester Franc stehe für hohe Kaufkraft und niedrige Zinsen.
Sein striktes Beharren auf den Stabilitätskriterien für eine Europäische Währungsunion begründete Tietmeyer mit den Worten: „Ich will dazu beitragen, daß wir eine Hartwährungsunion bekommen, die keine politischen Spannungen hervorruft.“ Ein stabiler Euro werde im Verhältnis zum Dollar auch weniger schwanken als die D-Mark. Problematisch sei, daß viele Länder im Interesse ihrer Konkurrenzfähigkeit notwendige Sparmaßnahmen nur mit der geplanten EU-Währungsunion begründeten.
Er erwarte, daß der Termin für die Währungsunion 1999 eingehalten werde, sagte Tietmeyer. Er hoffe sehr, daß Frankreich und Deutschland noch die Voraussetzungen für einen pünktlichen Start schaffen. Die Kriterien müßten eingehalten werden, weil sie im Maastrichter Vertrag festgeschrieben und damit „zu einem Maßstab des Vertrauens“ geworden seien. Doch: „Wichtiger als der Einmaleffekt ist die Dauerhaftigkeit des ganzen Unternehmens.“ Die Bundesbank sei sogar der Meinung, daß die Neuverschuldung mittelfristig unter zwei Prozent liegen sollte und nicht – wie im Vertrag vorgesehen – unter drei Prozent.
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