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Rekordstrafe für Deutsche Bank

Die dubiosen Aktiengeschäfte der Investmentbank Morgan Grenfell kommen die Deutsche Bank teuer zu stehen: Eine Milliarde Mark soll sie an Anleger zahlen sowie eine Million Pfund Strafe  ■ Von Ralf Sotscheck

Dublin (taz) – Es sollte die „führende Investmentbank in Europa“ werden, hatte sich der britische Statthalter der Deutschen Bank, Michael Dobson, gewünscht. Doch jetzt muß seine Deutsche Morgan Grenfell (DMG) rund eine Milliarde Mark berappen, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen.

Die Londoner Deutsche-Bank- Tochter DMG hatte ihre Finanzjongleure unzureichend kontrolliert, so daß im September drei Investmentfonds abgestürzt sind. Eine Finanzspritze von mehr als 400 Millionen Mark verhinderte Schlimmeres, doch jetzt muß die Bank mit einer Rekordstrafe von mehr als einer Million Pfund rechnen. Zum Vergleich: Die Vorstandsmitglieder der Barings Bank, die von dem Spekulanten Nick Leeson in die Pleite getrieben worden war, kamen mit 10.000 Pfund pro Kopf davon. Neben der Strafe muß die Deutsche Bank weitere 200 Millionen Pfund lockermachen, um die Verluste der Anleger auszugleichen.

Zwar hat die Deutsche Bank den Sündenbock Peter Young und fünf Finanzmanager gefeuert und den Fall dem Betrugsdezernat übergeben, aber der Zusammenbruch des angeblich idiotensicheren Kontrollsystems hinterläßt rote Köpfe in der Chefetage. Rollen werden sie wohl nicht, auch wenn gegen Geschäftsführer Dobson eine Untersuchung eingeleitet wurde. Ein Sprecher der Bank sagte, das sei man der Kundschaft schuldig. Zu der zählen auch Mitglieder der Königsfamilie sowie des Geldadels, die dem Namen einer der ältesten englischen Investmentbanken vertraut haben.

Die Deutsche Bank hatte Morgan Grenfell 1989 für 2,7 Milliarden Mark erworben. Man wollte vor allem in das lukrative Geschäft mit Unternehmensfinanzierungen einsteigen und warb bei der Konkurrenz Banker ab. Einer davon war Peter Young. Der heute 38jährige wirbelte auf dem Investmentmarkt herum, daß es eine helle Freude war – vor allem für die 90.000 britischen Sparer, die sich 1995 über ein Plus von bis zu 75 Prozent freuten. Doch dann stürzten die Kurse in die Tiefe.

Young hatte sämtliche Geschäftsregeln verletzt: Er hatte in risikoreiche skandinavische Technologiepapiere investiert und bei einem Fonds mehr als ein Drittel der Gelder in nicht börsennotierte Werte gesteckt. Das war ungesetzlich: Das britische Recht schreibt eine Höchstgrenze von zehn Prozent vor. Papiere, die nicht an der Börse notiert sind, können kaum kontrolliert werden, zumal Youngs Aktien von Briefkastenfirmen kamen.

Das hätte die Chefetage merken müssen, argumentiert die britische Aufsichtsbehörde. Dort hat man aber geschlafen.

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