: Arafat bereit, Netanjahu zu treffen
■ Hebron-Abkommen angeblich wieder einmal kurz vor der Lösung. Israel plant Siedlungsbau mitten in Ost-Jerusalem
Gaza/Jerusalem (dpa/taz) – Palästinenserpräsident Jassir Arafat ist zu einem Treffen mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bereit, um die endgültige Form einer Vereinbarung über den Teilabzug der israelischen Armee aus Hebron auszuhandeln. Arafat sagte gestern in Gaza, bislang gebe es zwar noch mehrere offene Fragen, „aber ich bin bereit, ihn zu treffen, wenn er es wünscht“. Umgekehrt hatte sich auch Netanjahu für ein baldiges Treffen mit Arafat ausgesprochen. „Das Abkommen (über Hebron) ist praktisch fertig. Die noch ausstehenden Fragen können bei einem einzigen Treffen gelöst werden“, erklärte Netanjahu.
Dennoch gab es gestern eine erneute Belastung der Beziehungen. Ungeachtet aller arabischen und internationalen Proteste plant Israel nämlich, im Herzen des arabischen Ost-Jerusalem eine jüdische Enklave zu bauen und eine jüdische Siedlung im Westjordanland stark auszuweiten. Radio Israel meldete gestern, in der Siedlung Kedumin bei Nablus werde in den nächsten Wochen die Arbeit zum Bau weiterer 700 Wohnungen sowie Schulen und anderer öffentlicher Gebäude beginnen. Im Viertel Ras el Amud im Herzen Ost-Jerusalems, das Israel im Sechs-Tage-Krieg 1967 eroberte, sollen 132 Apartments für Juden entstehen. Arafat übte massive Kritik an diesen Plänen. „Dies ist eine neue Verletzung der Vereinbarungen. Die Israelis dürften eigentlich nicht ein einziges Haus zusätzlich bauen“, sagte er.
Der PLO-Vertreter in Ost-Jerusalem, Feisal el Husseini, verurteilte die Ausbaupläne auf das schärfste und warnte, sie würden Zusammenstöße wie im September nach der Tunnelöffnung am Tempelberg in Jerusalem auslösen. Damals kamen sechzig Palästinenser und fünfzehn Israelis ums Leben.
Auch der Chef der linksgerichteten Meretz-Partei, Jossi Sarid, attackierte die Pläne. „Netanjahu versucht, das israelische Volk und die ganze Welt an der Nase herumzuführen“, sagte Sarid. „Man kann nicht guten Glaubens verhandeln und gleichzeitig Siedlungen bauen und damit unumstößliche Fakten schaffen. Die Siedlungen führen in die Katastrophe.“
In Israel mehren sich die Spannungen zwischen religiösen und säkularen Juden. Am Mittwoch abend demonstrierten mehrere tausend ultra-orthodoxe jüdische Männer in Tel Aviv gegen die „Entweihung des jüdischen Sabbats in Israel“. Israels Oberrabbiner Israel Lau verlangte, Einkaufszentren, Restaurants und Cafés in ganz Israel am Sabbat zu schließen. Frauen wurde der Zutritt zu der Kundgebung in einer Messehalle nicht gestattet.
An der Einfahrt zum Messsegelände protestierten etwa hundert Israelis, vor allem Mitglieder der Meretz-Partei, gegen die Orthodoxen-Demonstration. Sie hielten israelische Fahnen, brennende Fackeln und Transparente mit der Aufschrift „Wir sind ein freies Volk“ und „Parasiten, es reicht uns“ in Händen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen