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Niemand will das Siemens-Haus

■ Bau-Ämter wollen nicht umziehen / Hochhaus unwirtschaftlich

Eigentlich ist alles klar, für 20 Millionen aus der Staatskasse will die große Koalition dem Siemens-Konzern das alte Hochhaus am Bahnhof abnehmen, aber was die Stadt dann mit dem Haus anfangen soll, das scheint noch weitgehend unklar. Einige Baubehörden könnten dahin umziehen, steht in dem Entwurf einer Senatsvorlage: das „Bremer Hochbaumanagement“ (BreHoch) zum Beispiel, das Planungsamt, das Katasteramt. Aber diese Behörden haben von sich aus keinen Grund, Umzugspläne zu schmieden. Eine teure Verlegenheitslösung wäre der Behörden-Umzug, damit das Siemens-Hochhaus nicht sinnlos leer steht.

Umzug der BreHoch? „Wir wissen es auch nicht, mit uns hat niemand geredet“, sagt Falko von Strauß, Chef der BreHoch. Derzeit sitzt die BreHoch in der Obernstraße – „wurscht“ sei es, ob man da bleibe oder ins Siemens-Haus am Bahnhof umziehe. Nur: die Miete im Siemens-Haus werde bis zu 40 Prozent teurer ausfallen, und das will der Eigenbetrieb BreHoch, der lernen soll, auf die Kosten zu achten, nicht zahlen. Denn schließlich rechnet der Chef des Eigenbetriebes auch nicht damit, daß er noch vor einem Umzugsbeschluß um seine Zustimmung gefragt werde.

Das Planungsamt ist eigentlich auch eher dagegen. Höflich sagt dazu der stellvertretende Chef Christian Plath: „Wir fühlen uns hier sehr wohl.“ Das Siemens-Haus müßte ziemlich umgebaut werden, damit es räumlich überhaupt paßt, die laufenden Kosten für die Stadt würden von derzeit 9,80 Mark Miete inklusive Nebenkosten auf rechnerisch 14 Mark „Kostenmiete“ ansteigen; auch wenn dem Amt egal sein kann, wer das teure Hochhaus finanziert – das Planungsamt hat von sich aus keinen Grund, von der Langenstraße wegzuziehen.

Beim Katasteramt an der Wilhelm-Kaisen-Brücke sieht es genauso aus. „Die Begeisterung hält sich in Grenzen“, sagt Amtsleiter Professor Lucht vorsichtig, „wir gehen hier nur ungern raus“. Gerade ist für 1,5 Millionen saniert und umgebaut worden, das wäre zum größten Teil weggeworfenes Geld, wenn man ausziehen müßte. „Es muß offenbar auch andere Interessen geben“, deutet Lucht an.

Klar – das Siemens-Hochhaus ist heutzutage wirtschaftlich nicht zu betreiben, in einer ersten vorsichtigen Kalkulation rechnet die Stadt daher zu den 19 Millionen Kaufpreis noch 16 Millionen „Herrichtung für Verwaltungszwecke“ hinzu. Für den Neubau will Siemens nur 25-30 Millionen ausgeben. Könnte man für die Behörden einen Neubau für weniger als die 34 Millionen konzipieren, den die Stadt das alte Siemens-Hochhaus kostet...? Verwegener Gedanke: dafür wäre nie Geld da. Und wenn vom „Kunden“ her gedacht würde, müßte das Bauordnungsamt Kern des Umzugskonzeptes sein. Das ist aber gerade zum Doventor umgezogen. K.W.

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