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Aus Alt mach Neu

■ Am Mittwoch in Unser Lieben Frauen: „Neue Musik aus alter und neuer Zeit“

Ein tiefer Graben trennt sie für gewöhnlich: Die „neue“ und die „alte“ Musik. Das Publikum ist entweder auf altes oder neues abonniert und oft sind selbst die Musiker gefangen im Käfig ihres Spezialistentums. Vor diesem Hintergrund kann ein Konzertexperiment an der Hochschule für Künste gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Am Mittwoch wird in einem Konzert zweimal „Neue Musik“ gespielt – die Entstehungsdaten liegen fast 440 Jahre auseinander.

1559 erschien in Venedig „Musica Nova“ des flämischen Komponisten Adrian Willaert, der Kapellmeister an San Marco war und damit einen der wichtigsten Musikerposten Italiens innehatte. Unter „neu“ verstand er eine Behandlung des Textes, die diesen vollkommen verständlich macht, eine Kategorie also, die heute natürlich nur aus dem Verständnis des 16. Jahrhunderts so verstanden werden kann. „Das Spannendste für mich sind die total verzahnten Kanontechniken“, so Manfred Cordes vom Ensemble Weser-Renaissance, das Willaerts vier-bis siebenstimmige Motetten vokal und instrumental musiziert – mit namhaften Solisten wie Ralf Popken, und Harry Geraerts.

Die StudentInnen des „Atelier Neue Musik“ kontrastieren die Werke von Willaert mit solchen von John Cage, der mit seinem Werk die Kontinuität von Musikgeschichte geradewegs auf den Kopf gestellt hat. „Sie können es auch anders nennen“, antwortete er einst auf die Frage, ob denn das noch Musik sei, was er schreibe. usl

Mittwoch, 20 Uhr, in der Kirche Unser Lieben Frauen: „Neue Musik aus Alter und Neuer Zeit“. StudentInnen der Hochschule, Ensemble Weser-Renaissance, Leitung: Manfred Cordes.

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