Aufpäppeln und anstricken

■ Michael Born und seine Freunde filmten sich beim Faken. Rechtsanwälte wollen Günther Jauch anzeigen

Der gewichtige Düsseldorfer Schauspieler, Autor und Regisseur Peter Kern, der gestern im Zeugenstand gegen den Fernsehfälscher Michael Born saß, gab der 12. Großen Strafkammer des Koblenzer Landgerichts eine kurze, lakonische Lektion über das Medium Film: „Inwieweit“, dozierte er, „kann ich die Wahrheit festhalten im Kino?“ Da werde vorgeplant, „aufgepäppelt“ und „nachgestrickt, sobald es langweilig wird“.

Kern muß es wissen, denn in seiner Wohnung wurde gedreht, wie ihm als Privatmann gerade ein Fax von nigeranischen Geldbetrügern zugeschickt wird. „Die können nicht den ganzen Tag da hocken und warten, bis das wirkliche Fax kommt.“ Fernsehen sei eben immer „das Nacherzählen einer Geschichte“. Dabei hatte Michael Born, der zusammen mit der Vorsitzenden einer Betroffeneninitiative auch in Nigeria drehte, zuvor gaubwürdig versichert, daß er diesmal ausschließlich echtes Material verwendet hatte. Insgesamt, so auch Kern, sei der Vorgang wahr, und es seien auch viele Menschen dadurch gewarnt worden. Er selbst habe an den Betrügerereien verdient: 15.000 Mark für den Tip und dafür, daß er sich als Betroffener zur Verfügung stellte. Zur Recherche nach Nigeria habe er nicht fahren wollen, das sei ihm „viel zu gefährlich“ gewesen.

Bis auf den Staatsanwalt amüsierten sich der Vorsitzende Richter Weiland und das spärliche Publikum gestern vor allem über den anschließend gezeigten Kurzfilm. Denn Born und seine Freunde filmten sich gegenseitig, als sie die Anfangszene zu einen gefälschten Beitrag über die PKK planten. O-Ton: „Einstieg: Fahrt über Feldweg!“ „Wohin fahren wir?“

Die Rechtsanwälte von Michael Born kündigten gestern Strafanzeigen gegen mehrere Stern-TV- Mitarbeiter an, u.a. gegen Chefredakteur Günther Jauch. Mit dem Plädoyer der Staatsanwaltschaft wird für den kommenden Montag gerechnet. Michael Born stellte währenddessen auf dem Gerichtsgang gleich mehrere Bücher in Aussicht – eines davon ein Kochbuch, ein anderes mit dem schönen Untertitel: „Wie leime ich einen Sender?“ Heide Platen