: Von wenig aufmüpfigen Emanzen
Nein, ich bin nicht wie viele meiner damaligen Frauengruppengenossinnen zu „Brigitte“ übergewechselt, „aber nur wegen der Rezepte“. Meine letzte „Emma“- Lektüre dürfte trotzdem 100 Jahre zurückliegen, und ich las damals außerdem den „Spiegel“, „Hörzu“ und die „Bäckerblume“. Die waren sowieso im Haushalt, während ich „Emma“ jeden Monat mit derselben Beharrlichkeit vom Taschengeld kaufte, die ich nicht allzu lange Zeit zuvor „Fix & Foxi“ beziehungsweise „Bravo“ geschuldet hatte.
Während ich mich aber durchaus an einige Beiträge in „Fix & Foxi“ erinnern kann, auch an „Bravo“- Durchblättern im Kreise rotohriger Freundinnen, fällt mir zu „Emma“ überhaupt nichts mehr ein, außer: Es gab einen „Pascha des Monats“, das war lustig. Es gab einen Cartoon von Franziska Becker. Sonst aber nichts, das sich einer Oberstufenschülerin nachdrücklich ins Hirn gebrannt hätte. Im nachhinein vermute ich, daß die Beiträge zu weit entfernt von meiner Lebenswelt waren, um auf mehr als mein oberflächliches Interesse zu stoßen. Die Zeitschrift wurde eben von erwachsenen Frauen für ihresgleichen gemacht.
Dennoch war es mir wichtig, sie zu kaufen, und sie zu verteidigen. Denn Alice Schwarzer war eine polarisierende Figur, die auch von linken Frauen in meiner Umgebung angegriffen wurde, und zwar keineswegs aus inhaltlichen Gründen, sondern nur, weil sie so unangenehm war. Und so übertrieben. Es handelte sich dabei um jene Sorte Frauen, die tendenziell jeden eventuell halb aufmüpfigen Satz sicherheitshalber mit einem „Ich bin ja keine Emanze, aber“ einleiteten und sich so einen wohlwollend-väterlichen Blick vom Juso-Vorsitzenden abholen konnten. Ja, denen würde ich heute noch gern links und rechts eine herunterhauen.
Damals hätte ich dieses lobenswerte Unterfangen sicherlich mit einer zusammengerollten „Emma“ umgesetzt, wenn ich nicht Gewalttaten eher ablehnend gegenüber gestanden hätte. Einige Jahre später hörte ich aber wieder auf, „Emma“ zu kaufen, beinahe ohne es zu bemerken. Es hatte auch vorher schon ein „Courage“-Intermezzo gegeben. Anscheinend verlor ich endgültig das Interesse für die Themen, die im Heft verhandelt wurden. Frau allein genügt eben auch nicht. Susanne Fischer, Autorin
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen