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Schadensvergrößerung

■ Bremens Politik sieht dem Vulkan-Konkurs hilflos zu

Man habe den „Schaden begrenzt“, versichert der Bremer Finanzsenator Hartmut Perschau (CDU). Zu dieser Schadensbegrenzung gehörte es ein Jahr lang, sich um die volle Wahrheit herumzudrücken: Der Handelsschiffbau an der Weser hat keine Überlebenschance mehr, zumindest einer der beiden Vulkan-Werft-Standorte muß geschlossen werden.

Dabei war dies vor drei Jahren auch im Vorstand des alten Vulkan-Konzerns auf der Tagesordnung. Damals war der Landesregierung klipp und klar gesagt worden, daß der Staat zahlen müsse, wenn er die noch vorhandenen Arbeitsplätze erhalten wolle. Allen sozialdemokratisch geführten Regierungen war seit der Schließung der anderen Bremer Werft 1983, der AG Weser, klar gewesen, daß der Schiffbau sich nicht rentiert. Staatliche Hilfen haben seitdem den massiven Arbeitsplatzabbau begleitet.

Aber offensichtlich konnte die Bremer Politik dem Werftmanagement nicht hinreichend verdeutlichen, daß es sich auf die Dauer nicht auf staatliche Subventionen verlassen kann. Der weltweit operierende Vulkan-Konzern, der aus der Bremer Werft wuchs, war für die Bremer Industriepolitik mehrere Nummern zu groß. Eine bundesweite Industriepolitik, die bei der Idee eines „maritimen Technologiekonzerns“ Pate hätte stehen können und müssen, gab und gibt es allerdings nicht.

So hat der Staatsbeamte Friedrich Hennemann, als er sich von der Verwaltung für die Rolle als Konzernchef freistellen ließ, die Sache selbst in die Hand genommen. Als die Geduld der Aktionäre und die Ostmillionen zu Ende gingen, brach der Konzern zusammen.

Vor über einem Jahr entschied die Bremer Verwaltung, daß es keinen Sinn macht, dem Vulkan den Bremer Geldhahn wieder aufzudrehen. Die Bremer Koalitionspolitiker haben es seitdem vermieden, den Betroffenen diese Wahrheit zu sagen. Diese Hinhaltetaktik hat das vollkommen überschuldete Land Hunderte von Millionen Mark gekostet, ohne daß dadurch auch nur für einen arbeitslosen Schiffbauer eine neue Perspektive gewonnen wäre. „Schadensbegrenzung“ als Parole staatlicher Industriepolitik heißt im Falle Vulkan: zusehen, wie der Konzern kracht. Klaus Wolschner

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