: Hamburger Klinik wird geschlossen
■ Proteste erfolglos: Gesundheitssenatorin setzt sich durch
Hamburg (taz) – Das Hamburger Hafenkrankenhaus auf St. Pauli wird geschlossen. Der Aufsichtsrat des Landesbetriebs Krankenhäuser (LBK) beschloß am späten Donnerstag abend nach achtstündiger heftigster Debatte das Aus zum 1. März 1997. Die Entscheidung wurde von der Gesundheitssenatorin und Aufsichtsratsvorsitzenden Helgrit Fischer- Menzel (SPD) durchgedrückt: Beim Abstimmungspatt zwischen den je neun Arbeitgeber- und ArbeitnehmervertreterInnen erhob sie ihre entscheidende zweite Stimme gegen die Traditionsklinik auf dem Kiez. Für deren Erhalt hatten sich in den vergangenen Wochen Hamburgs Ärzteschaft, das Krankenhauspersonal und Stadtteilinitiativen ausgesprochen (die taz berichtete).
Noch am Mittwoch hatten mehr als 4.000 Menschen für den Erhalt der Klinik in der Innenstadt demonstriert. Die Kritik richtet sich vor allem dagegen, daß im sozialen Brennpunkt St. Pauli mit der medizinischen Versorgung zugleich eine soziale Institution vernichtet werden soll. Jährlich werden in der mit einer 24-Stunden-Notfallambulanz ausgestatteten Klinik 18.000 Patienten versorgt, 13.000 von ihnen ambulant. Verletzungen nach Schlägereien oder Schießereien gehören zum Krankenhausalltag. Die Versorgung von Junkies, Alkoholikern, Obdachlosen und vieler alter Menschen ist der Schwerpunkt in der kleinsten städtischen Klinik Hamburgs. Beschlossen wurde vom LBK-Aufsichtsrat auch ein rigides Streichprogramm für die anderen neun städtischen Krankenhäuser. In den nächsten zwei Jahren sollen Einsparungen von insgesamt 210 Millionen Mark erbracht werden. Sven-Michael Veit
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