■ Vorschlag: Throw That Beat! in Huxley's Cantina
Einst waren die Sixties richtig cool. Also die richtigen Sixties, nicht die aus Easy Listening, Cocktailsaufen und James Bond, sondern die aus Rickenbacker-Gitarren, Drogenfressen und trashigen B-Pictures. Throw That Beat! trugen damals noch den Zusatz „in the Garbagecan“, was ihre Affinität zum Trash im allgemeinen und Garagenpunk im besonderen zum Ausdruck brachte. Andererseits waren die Nürnberger immer viel zu süßlich, um von den Hardcore- Nierentischfetischisten ernst genommen zu werden. In dieser Band fand auf kleinstem Raum, sozusagen im Kinderzimmer, der Konflikt zwischen – sagen wir mal – den Byrds und den Monkeys statt.
Das Problem war, wenn es denn eines war, daß am Ende doch nur harmlose Kindermelodien herauskamen. Da konnten sie ihre Verstärker noch so aufdrehen. Richtig wohlig wurde es erst, wenn sie den Titelsong der Pippi-Langstrumpf-Filme als limitierte Single herausbrachten. Aber schon damals sagte Klaus Cornfield, der schon mal über die wunderbare Wunderschönheit eines Regenbogens sang, in Interviews: „Schlimm finde ich, wenn die Leute denken, daß ich selbst nicht glaube, was ich singe. Wenn sie nicht richtig zuhören und sagen, das ist eine lustige Band.“ Nur, dem Mann war nicht zu helfen. Sie nannten ihre Platten „Cool“ oder „Superstar“, behaupteten, das Kleinkinderimage sei eine Idee der Plattenfirma gewesen. Aber um dagegen was zu machen, dürfte der kleine Klaus, der inzwischen über 30 Jahre alt ist, nicht mehr so niedlich aussehen und nicht mehr singen, als hätte er den Stimmbruch erst letzte Woche überstanden. Da nützt auch nichts, daß nun nicht mehr alle Bandmitglieder kindische Pseudonyme wie Lord Ray ihr eigen nennen.
Die Covergestaltung der letzten Platte kommt zwar ohne die kleinen Figürchen aus, die Cornfield, der auch schon seinen eigenen Comic-Band über seine eigene Band bei Alpha veröffentlicht hat, sonst so gerne daraufgekritzelt hat. Aber beim Titel „Sex Tiger“ muß man dann doch wieder an einen Scherz denken. Gecovert haben sie „Suburbia“ von den Pet Shop Boys, und endlich hat Klaus Cornfield seinen lange angekündigten Song übers Ficken zustande gebracht: „And now it's pouring out of me / And it just won't stop“. Der Chauvi im Kindskopf, pickliges Wunschdenken oder was ganz anderes? So ganz eindeutig ist das nicht zu klären, und was würde die Mutter davon halten? Über den größten Fan von Throw That Beat! und dessen Ehegatten hat Klaus einmal erzählt: „Ich liege manchmal nachts wach und heule, weil meine Eltern so nett waren.“ Thomas Winkler
Heute, 21 Uhr, Huxley's Cantina, Hasenheide 108-114, Neukölln
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