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Dicke Luft über Sellafield

■ Betreiber wollen Emissionen der britischen Atomanlage versechsfachen

Dublin (taz) – Die Chefs der englischen Plutoniumschleuder Sellafield wollen die Luft noch stärker verseuchen als bisher. Die Betreiberfirma BNFL hat beantragt, den radioaktiven Tritium- Ausstoß der gigantischen Wiederaufarbeitungsanlage Thorp um das Sechsfache erhöhen zu dürfen. So einfach geht das jedoch nicht: Die Öffentlichkeit kann im nächsten Jahr Einspruch gegen die Emissionsgenehmigung einlegen.

Und das wird sie. Martin Forwood von der Anti-Atom-Organisation Core sagt: „Der Antrag für weitere Emissionen zeigt, daß etwas nicht stimmt. Die Firma würde niemals einen solchen Antrag stellen, wenn sie nicht durch irgendwelche Umstände dazu gezwungen wäre.“

BNFL hat noch immer nicht die vorgeschriebene Inspektion der Atomaufsichtsbehörde durchführen lassen, obwohl die Anlage bereits seit knapp drei Jahren in Betrieb ist. Statt dessen bedrängt sie nun die Umweltbehörde, sich schleunigst um den neuen Emissionsantrag zu kümmern. Doch die Bearbeitung und das Widerspruchsverfahren werden mindestens bis Mitte 1997 dauern.

Forwood glaubt nicht, daß BNFL die eigenen Vorgaben einhalten kann. Bisher sind erst 400 Tonnen Brennstäbe wiederaufbereitet worden; Zielvorgabe waren tausend Tonnen. „Der Zehnjahresplan von 7.000 Tonnen ist deshalb zweifelhaft, wenn nicht unmöglich“, sagt Forwood.

BNFL ist immer noch optimistisch. Aufträge aus Japan, der Schweiz und Deutschland sollen innerhalb von zehn Jahren 1,25 Milliarden Mark Profit hereinbringen. Alastair Thomas, Entwicklungsmanager von Thorp, räumt zwar finanzielle Schwierigkeiten ein, wenn sich die Emissionsgenehmigung verzögert. Dafür gebe es jedoch keinen Grund, so Thomas – schließlich reduziere man die Tritium-Emissionen in die Irische See. Ralf Sotscheck

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