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In Kippstellung

■ Neue Regeln für Sendefenster – doch RTL hat sich schon auf Kluge festgelegt

„Wir sind wie die Schiffe von Saramis“, pflegt Alexander Kluge über seine Sendefenster zu sagen, die RTL und Sat.1 zulassen müssen – bislang nur wegen ihrer Antennenfrequenzen in NRW, ab Januar generell: Wie einst die wendigen Jollen sollen die Formate des Filmemachers die Dickschiffe in die Enge treiben – die scheiterten damals, weil es in der Saramis-Enge zu seicht war.

Vergangene Woche haben sich die Landesmedienanstalten auf neue Regeln für die sanktionierten Piraten geeinigt. Damit die wirklich unabhängig sind, dürfen ihnen die Großen nicht reinreden, „Absprachen zur organisatorischen Einpassung“ des Fensters ins Hauptprogramm seien jedoch zulässig. Doch genau darüber hatte es in der Vergangenheit Konflikte gegeben.

In Zukunft dürfen die Zulieferer der Fenster weder redaktionell noch wirtschaftlich vom Hauptsender abhängig sein. Mindestens anderthalb Jahre soll es dauern, bis die Regeln umgesetzt sind, denn zunächst muß festgestellt werden, welche Sender über mehr als zehn Prozent Reichweite haben. Erst dann soll das Fenster nach folgendem Modus installiert werden: Die Medienanstalt wählt alle kompatiblen Bewerber aus und versucht, sich mit dem Sender auf einen davon zu einigen. Kommt keine Einigung zustande, schlägt der Sender drei Bewerber vor, aus denen die Medienanstalt einen erwählt. Anschließend müssen Haupt- und Fenstersender noch eine Vereinbarung aushandeln.

Die Zwischenzeit aber wird nicht fensterlos bleiben. Die Verträge von Kluges Firma dctp mit RTL und Sat.1 gelten ohnehin bis Ende 1998. Und die SZ berichtete gestern, Kluge und RTL hätten sie bereits im geheimen verlängert. Auch ohne das beschriebene Verfahren anzuwenden, haben sie der SZ nach das Placet der niedersächsischen Medienwächter. Das aber könnte Ärger geben: Die Medienanstalten legten eigens fest, es solle nicht überall nur ein Fensterveranstalter zum Zuge kommen. lm

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