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Von Frauen ohne Mäuse

■ Steuerberaterin Marianne Schwan rechnet in „Milchmädchens Rache“ mit dem deutschen Steuersystem ab

Frankfurt (AP/taz) – Die Tatsachen sprechen für sich: Frauen sind in wirtschaftlichen Führungspositionen unterrepräsentiert, machen sich seltener als Männer selbständig, sind häufiger von Sozialhilfe abhängig, leiden öfter unter Altersarmut, besitzen weniger Aktien, Immobilien und Kapital. Woran das liegt, darüber streiten Mann und Frau seit Jahren. Steuerberaterin Marianne Schwan sagt: Schuld ist das deutsche Steuersystem, das Männer systematisch bevorteilt.

Dabei ist laut Schwan längst erwiesen, daß Frauen besser mit Geld umgehen können als Männer. Wer habe denn schließlich die öffentlichen Haushalte in die Schuldenkrise getrieben? In ihrem Buch „Milchmädchens Rache“ zeigt sie auf, wie die Steuer- und Finanzpolitik Frauen nicht nur zuviel Geld abknöpfe, sondern auch gezielt deren Berufstätigkeit oder Selbständigkeit verhindere, Mütter zum Sozialamt und Rentnerinnen trotz eines arbeitsreichen Lebens in die Armut treibe.

Als Hauptübel hat Schwan das Ehegattensplitting, die Benachteiligung der Teilzeitarbeit, den außersteuerlichen Kinderlastenausgleich und die lukrativen Steuertricks der Reichen ausgemacht, zu denen Frauen meist nicht gehören. Als Sofortmaßnahmen fordert die Autorin unter anderem die Abschaffung der „frauendiskriminierenden Steuerklasse V“, die Gleichstellung von Erwerbs- und Hausarbeit und eine Reform der Rechtsgrundlagen von außerehelichen Partnerschaften. An die Frauen appellierte die Mitbegründerin und Sprecherin des Verbandes der Steuerexpertinnen, diesen Zustand nicht länger so geduldig hinzunehmen.

Marianne Schwan, „Milchmädchens Rache“, Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1996, 24 DM.

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