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Visionen von Karibik unter Glas

■ Das Ocean-Park-Konzept von Köllmann ist mehr als ein Aquarium und soll privates Geld sogar nach Bremerhaven locken

Urlaub unter karibischer Sonne und das im naßkalten Bremerhaven? Der „Ocean-Park“ macht's möglich – jedenfalls, wenn sich die Pläne der Wiesbandener Köllmann GmbH verwirklichen lassen. Neben einem „Habour-Village“, einem „Aquamaxx“, dem „blauen Planeten“, soll unter anderem auch ein „Tropicum“ nach den Plänen Köllmanns die Touristen in die Seestadt locken. Unter einem Glasdach sollen die Touristen ihren Urlaub in Bremerhaven auf einer karibischen Insel verbringen können. Köllmanns Vision: „Wenn die Gäste morgens – nach einem Blick auf die Weser – ihre Zimmer verlassen, fühlen sie sich unmittelbar in die Karibik versetzt. Die Luft ist angenehm warm, der Strand liegt weiß in der strahlenden Sonne, die Palmen wiegen sich in einer leichten Brise, tiefblau ist die weite Wasserfläche, man hört das Rauschen der Wellen und die leise Musik einer fernen Steelband. Die karibische Sonne wandert über den Himmel und geht in einem glühenden Abendrot unter.“

Bevor die Touristen mit dem Tropicum allerdings über Bremerhaven in die Karibik reisen können, müssen erst einmal der Oberbürgermeister Manfred Richter (FDP) und Jürg Köllmann durch die Lande tingeln, um Geld für das Projekt zu bekommen. Rund eine Milliarde Mark soll die Umgestaltung des Geländes kosten. Davon sollen das Land, der Bund und die EU rund 535 Millionen Mark in Form von Beteiligungen, Bürgschaften oder Fördergeldern übernehmen. Den Rest sollen private Investoren berappen. Daran, daß die sich auch finden lassen, hat Oberbürgermeister Manfred Richter keinen Zweifel. „Die finden wir“, ist er sich sicher. Schließlich sei der Ocean-Park „die Chance“ für die Stadt: Der Erlebnispark soll rund drei Millionen Besucher jährlich in die Stadt locken und etwa 1.000 Dauerarbeitsplätze schaffen. Nach Köllmanns Berechnungen entstehen darüber hinaus etwa 1.200 Arbeitsplätze während der Investitionsphase.

Daß sein „Ocean Park“ das gleiche Schicksal erleiden könnte, wie der gleichnamige Erlebnispark des amerikanischen Architekten Peter Chermayeff, glaubt er nicht. Nachdem Chermayeff den Bremerhavenern seine Pläne im März 1995 vorgestellt hatte, suchte die Stadt knapp ein Jahr lang nach privaten Investoren. Ohne Erfolg. Chermayeff habe sich mit seinem „Großaquarium“ auf eine „Stand-alone-Lösung“ verlassen, erklärt Jürg Köllmann dazu. Sein Konzept setze hingegen auf mehrere kleinere Attraktionen: Im „Harbour-Village“ soll mit einem Hotel, einer Kirche, einer Jugendherberge, Restaurants und Wohnhäusern ein komplettes Hafenstädtchen nachgebaut werden. Im Großkino „Aquamaxx“ sind 1.800 Plätze vorgesehen – angeschlossen sind ein Entertainment-Center mit Bowling-Bahn, Discothek und Shopping-Meile. Das Gelände des Alten Hafens soll zugeschüttet werden, um Platz zu schaffen für ein Hotel, Restaurants, Geschäften, einem 3D-Spezialkino und einer Kinder-Hansekogge. Am Weserdeich wird eine Showbühne für Abwechslung sorgen. Auch ein Großaquarium fehlt in den Plänen Köllmanns nicht – mit Regenwald-Kuppel und dreidimensionaler Meeres-Show.

Im Januar sollen die Stadtverordneten über das Projekt entscheiden. Wenn sie ihre Hand für das Projekt heben, soll noch im gleichen Jahr der Grundstein gelegt werden, damit der Park spätestens am 30. Juni 2000 eröffnet werden kann. Daß dies knapp werden könnte, weiß auch Köllmann. „Das ist ein optimistischer Zeitplan uns, darf halt nichts mehr dazwischenkommen.“ kes

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