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Minister angeln nach Quoten

Weniger Schollen und mehr Dorsch dürfen deutsche Fischer im kommenden Jahr fangen. Die Flottengröße bleibt, aber von Satelliten überwacht  ■ Von Annette Jensen

Berlin (taz) – Die vorweihnachtlichen Sitzungen der EU-Fischereiminister werden jedes Jahr länger. Nach 22 Stunden Verhandlung einigten sie sich am Freitag früh auf die Fangquoten für das nächste Jahr. In der Ostsee ergatterten die Deutschen eine Fangmenge von 150.000 Tonnen Fisch – gut 5.000 Tonnen mehr als 1996. Vor allem mehr Dorsch und Sprotten dürfen an Land gezogen werden. In der Nordsee wurden die Quoten dagegen gesenkt, so daß in deutschen Netzen 2.000 Tonnen weniger Fische landen dürfen. Davon profitieren vor allem Schollen und Kabeljau. Landwirtschaftsminister Jochen Borchert ließ nach der Sitzung verlauten: „Die Quoten erlauben eine wirtschaftliche Fischerei auch im nächsten Jahr.“

In Deutschland überwacht die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung die Einhaltung der Fangquoten. Mitarbeiter besuchen die Schiffe gelegentlich auf See und überprüfen die Übereinstimmung von Logbüchern und Laderaum. Auch bei der Anlandung zählen sie mit. Ist die Quote für ein Jahr erschöpft, verbieten sie den Fischern den weiteren Fang. So mußten die deutschen Fischer bereits Ende November den Fang von Schollen einstellen und sich auf Kabeljau und Seezunge konzentrieren.

Beschlossen wurde in Brüssel auch die Einführung einer Satellitenüberwachung. Jedes Schiff, das außerhalb der 12-Seemeilen-Zone unterwegs ist, muß eine Sendebox an Bord haben. Viele Fischer hatten gegen diese Kontrolle protestiert und so erreicht, daß die Investition für die Erstausrüstung aus der EU-Kasse bezahlt wird.

Nicht einigen konnten sich die Fischereiminister dagegen auf den von der EU-Kommission vorgeschlagenen Sechsjahresplan. Er sieht bis zum Jahr 2002 eine massive Verkleinerung der Flotte und die Verringerung der Fangtage vor. Auf diese Weise sollen die Kapazitäten für den Fang gefährdeter Arten um bis zu 40 Prozent gesenkt werden. Deutschland will dagegen allenfalls ein Minus von zehn bis fünfzehn Prozent akzeptieren. Hierzulande arbeiten noch knapp 4.500 Menschen in der Hochseefischerei. Von 1994 bis 1999 gibt es dafür 80 Millionen Mark von der EU. Knapp die Hälfte davon ist für die Abwrackung von Schiffen reserviert; der Rest geht in die Modernisierung und Erneuerung der Flotte. „Das meiste Geld ist im vergangenen Jahr aber nicht in die Effizienzsteigerung, sondern in Hygienestandards von ostdeutschen Schiffen gegangen“, betont Hans-Jürgen Froese, der im Landwirtschaftsministerium für die Strukturförderung der Seeschiffahrt zuständig ist.

Kommentar Seite 10

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