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Ein vergessener Bürgerkrieg geht zu Ende

■ Tadschikistans Präsident und die Opposition einigen sich auf Abkommen

Moskau (AFP/dpa) – Tadschikistans Staatschef Emomali Rachmonow und Oppositionsführer Abdullah Nuri haben sich nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax auf ein Abkommen zur Beendigung des seit vier Jahren dauernden Bürgerkriegs in dem zentralasiatischen Staat geeinigt. Das Dokument, das mit Hilfe eines UN-Gesandten und Rußlands Außenminister ausgehandelt wurde, sollte noch gestern unterzeichnet werden.

Die Unterzeichnung des Vertrags war ursprünglich bereits für Samstag geplant gewesen. In letzter Minute hatte es aber Streit über die Größe und die Befugnisse der Nationalen Versöhnungskommission gegeben. Das Gremium soll oppositionelle Kräfte in die Regierung bringen.

Das Abkommen sieht neben der Einsetzung der Versöhnungskonferenz einen Waffenstillstand für die Dauer der künftigen Verhandlungen sowie einen Austausch von Kriegsgefangenen vor. Der derzeit geltende Waffenstillstand ist offiziell seit September 1994 in Kraft, gegen ihn wird aber immer wieder verstoßen.

Die muslimischen Rebellen bekämpfen die von Moskau unterstützte Führung in Duschanbe seit 1992. Damals kam in der ehemaligen Sowjetrepublik Staatspräsident Rachmonow gewaltsam an die Macht kam. Sie werden von afghanischen Mudschaheddin unterstützt und operieren vor allem vom Norden Afghanistans aus. Die Grenze zwischen beiden Staaten wird von Truppen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) kontrolliert, insbesondere von russischen Soldaten. In dem Brügerkrieg kamen mehr als 50.000 Menschen ums Leben.

Am Sonntag hatten sich UN- Mitarbeiter vergeblich um die Freilassung von zwei Vertretern der tadschikischen Opposition aus den Händen eines Kommandeurs der Regierungstruppen bemüht. Die beiden waren am Freitag zusammen mit sieben UN-Militärbeobachtern und Regierungsvertretern in die Gewalt von Riswan Sadirow geraten. Bis auf die beiden Oppositionsvertreter hatte er am Samstag alle Geiseln freigelassen. Sadirow war früher bei den islamischen Rebellen für Verteidigungsfragen zuständig und vor kurzem auf die Seite der prorussischen Regierung gewechselt. Er will die Freilassung seines Bruders aus der Gefangenschaft der Rebellen und freien Abzug seiner Anhänger aus Afghanistan erzwingen. Gemeinsam mit den beiden tadschikischen Oppositionellen war ein UN-Beobachter aus Bulgarien seit Samstag freiwillig bei den Geiselnehmern geblieben.

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