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Vier eigene Wände reichen nicht

■ Hübner fordert bessere Betreuung von Obdachlosen

Die Betreuung von Obdachlosen und von Wohnungslosigkeit Bedrohten muß nach Darstellung von Sozialsenatorin Beate Hübner (CDU) wesentlich verbessert werden. Wer nach jahrelangem Leben auf der Straße eine Wohnung erhält, kommt meist allein nicht mehr zurecht. Gleiches gelte für die, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Die Versorgung mit einer festen Bleibe allein beseitige oft nicht die Ursachen, die zum Wohnungsverlust geführt hätten, sagte die christdemokratische Politikerin.

Nach Angaben der aus Ostberlin stammenden Senatorin haben in Berlin gegenwärtig elftausend bis zwölftausend Menschen keine Wohnung. Rund achttausend von ihnen schliefen in Heimen und Notunterkünften. Schätzungsweise viertausend fristeten ihr Dasein auf der Straße. Trotz der seit 1994 langsam sinkenden Zahl der Obdachlosen gebe es jedoch keinen Grund zur Entwarnung, betonte die Sozial- und Gesundheitssenatorin Hübner.

Gegenwärtig werde die Aufstockung des sogenannten geschützten Marktsegments – eines von den städtischen Wohnungsbaugesellschaften gespeisten Wohnungsfonds für Obdachlose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen – um eintausend auf dreitausend Wohnungen vorbereitet. Die zusätzlichen Quartiere sollen nach Angaben der Senatorin vor allem Familien mit Kindern zugute kommen.

Das „geschützte Marktsegment“ sei das qualitativ hochwertigste Angebot im Rahmen der Obdachlosenhilfe, das aber zugleich hohe Anforderungen an die neuen Mieter stelle. Gerade sie brauchten eine erheblich bessere soziale Betreuung durch die Bezirke.

Nach Einschätzung von Senatorin Beate Hübner ertragen viele Betroffene die plötzliche Isolation in den „vier Wänden“ nicht. Die Folge sei eine hohe Kündigungsquote von derzeit rund 40 Prozent. Damit würden nahezu alle Bemühungen um die Versorgung von Wohnungslosen mit einem festen Dach über dem Kopf zunichte gemacht. ADN

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