Soldaten rücken ab

■ China und Rußland wollen Truppen an gemeinsamer Grenze reduzieren

Moskau (AP) – Der russische Präsident Boris Jelzin und der chinesische Regierungschef Li Peng haben gestern nach einem Treffen im Kreml die stark verbesserten Beziehungen zwischen ihren Staaten hervorgehoben und eine Vereinbarung über einen Truppenabbau an der gemeinsamen Grenze bekanntgegeben. Das Abkommen soll im April beim Besuch des chinesischen Staatspräsidenten Jiang Zemin in Moskau formell unterzeichnet werden.

Der Besuch Lis kröne ein ereignisreiches Jahr im Verhältnis zwischen Moskau und Peking, sagte Jelzin. Jelzin hatte Peking im April besucht und dabei eine Reihe von Abkommen erreicht. Diese Vereinbarungen seien inzwischen mit Leben erfüllt worden, sagte Jelzin. Die gestern erzielte Übereinkunft für einen Truppenabbau entlang der Grenze betrifft neben Rußland noch die früheren Sowjetrepubliken Kasachstan, Kirgisien und Tadschikistan.

Die Beziehungen zwischen Rußland und China sind so gut wie schon seit den 50er Jahren nicht mehr. Aus russischer Sicht ist die Volksrepublik ein lukrativer Markt für den Absatz von Rüstungsgütern. Zu den Themen der beiden Präsidenten gehörten auch Handelsfragen und die russische Beteiligung an chinesischen Großbauprojekten im Bereich der Energieerzeugung sowie die Zusammenarbeit auf militärischem und technischem Gebiet. In diesem Jahr kaufte China moderne SU-27-Kampfbomber. Im vergangenen Monat sollen weitere Abkommen unterzeichnet worden sein, die Rußlands Rüstungsindustrie Milliarden einbringen könnten. Daß die Beziehungen auch weiter nicht frei von Spannungen sind, zeigten Äußerungen des russischen Verteidigungsministers Igor Rodionow, der China eine mögliche militärische Gefahr für Rußland genannt hatte. Als Li am Donnerstag in Moskau eintraf, wurde dies sofort von russischer Seite relativiert. Die Bemerkung sei rein hypothetisch gemeint gewesen, so das Außenministerium.