„Menschenleben ins Haushaltsloch“

■ Gestern demonstrierten nur 80 Menschen für den Erhalt des Hafenkrankenhauses

„Menschenleben riskieren, um das Hamburger Haushaltsloch zu stopfen“: Die Szenarien, die für die Zeit nach der geplanten Schließung des Hafenkrankenhauses heraufbeschworen werden, fallen immer drastischer aus. Auch am Montag demonstrierten wieder MitarbeiterInnen und St.-PaulianerInnen für den Erhalt der traditionsreichen Klinik an der Elbe. Auf der Strecke vom Krankenhaus über die Reeperbahn und zurück kündigten Transparente an: „Nicht nur Sylvester: Ohne medizinische Hilfe im Hafenkrankenhaus kann es Tote geben“.

„Zwischen den Jahren“ gingen nur rund 80 Menschen für den Erhalt der Klinik auf die Straße. Auch von den Angestellten des Hafenkrankenhauses konnten nur einzelne mitdemonstrieren – der Rest mußte die medizinische Versorgung der PatientInnen sichern.

Den drastischen Parolen sollen in Zukunft auch radikalere Aktionen folgen. Das versprach Uwe Henk vom Personalrat des Hafenkrankenhauses. „Es geht nicht nur um die Mitarbeiter der Klinik, es geht um den ganzen Stadtteil St. Pauli“, erinnerte er. Henk ist davon überzeugt, daß ab kommenden Montag sehr viel mehr Leute kommen und zeigen werden: „Hier steht ein Stadtteil für seine Belange auf.“ Ab dem 6. Januar sollen auch stets Hamburger Prominente an den „Montagsdemonstrationen“ teilnehmen, die regelmäßig bis zur angedrohten Schließung im März veranstaltet werden sollen. Und dann? „Muß es erst wieder eine größere Explosion mit vielen Opfern geben, damit der Senat zur Vernunft kommt, oder reicht eine Betriebsbesetzung durch das Personal, das normal weiterarbeitet, unterstützt vom breitesten Protest der Hamburger Bevölkerung?“, fragt die „Initiative ein Stadtteil steht auf“ in ihrem neuesten Flugblatt. Was als Notlösung droht, wäre die erste Besetzung eines Krankenhauses weltweit.

Gleich heute, am Sylvesterabend, soll es mit Aktionen weitergehen. Das „Büro für notwendige Einmischungen“ veranstaltet um 23 Uhr an den Landungsbrücken eine Diashow zum Thema. 30 Fotos und Montagen werden auf einer Großfläche zu sehen sein.

Elke Spanner