■ Querspalte: Malaria rexrodtica sei Dank
Noch immer gibt es unbelehrbare Naturschützer, die klischierten Feindbildern anhängen. Vor allem, wenn es sich um liberale Bundeswirtschaftsminister in bewährter Reihe handelt: Bangemann, Haussmann, Möllemann, Rexmann. Da hat doch der Naturschutzbund Deutschland tatsächlich Günter Rexrodt den „Dinosaurier des Jahres“ verliehen – als „Bonns emsigstem Öko-Bremser“. Insbesondere sein industrieorientiertes Energiewirtschaftsgesetz mache ihn zum Klimakiller ersten Ranges, so die Preisstifter.
Was für ein eklatanter Fehlgriff. Der Mann hat wahrlich anderes verdient als die drei Kilo schwere Zinnechse. War es nicht der einstige Berliner Finanzsenator, der sich auf der Suche nach der „Einheit von Mensch und Natur“ (FAZ-Fragebogen) in Südafrikas Busch ein lebensgefährliches Sumpffieber zuzog? War es nicht der unerschrockene Safariliebhaber, der zum populärsten Malariafall der Nordhemisphäre aufstieg? Ja, dieser Mann hat sich um die Gesundheit des Planeten verdient gemacht.
Armeen von Jetsettern und Globetrottern lehrte der FDP-Promi mit dem morbiden Schüttelfrost das Schaudern. Tausende klimaschädlicher Trips gecancelt – ein Segen für die Biosphäre! Und als Rexrodts Fieberkurve höher kletterte als der DAX, zitterten erstmals Millionen Zeitungsleser vor der Menschheitsgeißel Malaria. Bald wußten es viele: Die mutierenden Erreger von Plasmodiums vivax sind auf dem Vormarsch zu uns.
Während ein Professorenteam mit Rexrodts Malaria kämpfte – das rechneten Schüler aus –, starben gleichzeitig 50.000 Nicht-Rexrodts auf der Südhalbkugel. Und das nur, weil in der freien Marktwirtschaft die Pharmakonzerne lieber Millionen an tropischen Infektionen krepieren lassen, als in Forschung für Menschen ohne Kaufkraft zu investieren. Für all dies hat uns erst Rexrodt sensibilisiert. Dafür gebührt dem furchtlosen Bonner Buschmann die Große Anopheles- Mücke aus Naturkautschuk. Gratulation! Thomas Worm,
(Malaria-tertiana-Genesener)
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