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Ersatzöl in Schokolade

Die EU-Kommission will in der Schokolade künftig Fettersatz zulassen. Widerstand aus den Niederlanden  ■ Von Falk Madeja

Amsterdam (taz) – Einen unangenehmen Nachgeschmack hinterläßt der Plan der Europäischen Kommission, wonach künftig in der Schokoladentafel Kakaobutter durch andere „pflanzenartige Fette“ ersetzt werden darf. Zwar will die EU bislang nur für bis zu 5 Prozent des Gesamtgewichts solchen Ersatz zulassen – das entspricht aber immerhin 15 bis 30 Prozent der Kakaobutter.

Die Auswirkungen könnten verheerend sein. Zum einen bei den Kunden, die immer noch davon ausgehen, daß Schokolade eben eine feine braune Masse auf der Grundlage von Kakao ist. Zum anderen aber auch, weil den Kakao-Bauern in der Dritten Welt deshalb möglicherweise bis zu 15 Prozent ihrer Einkünfte entgehen könnten. Die niederländische Europaabgeordnete und Vorsitzende des „Cacao-Comitee“, Maartje van Putten, schätzt den Verlust für die Bauern auf 450 Millionen Dollar (700 Millionen Mark). Das sei eine Existenzbedrohung, vor allem weil „der Kakaopreis heute niedriger ist als vor zehn Jahren“. Die Niederländer ekeln sich angesichts der Pläne. Ihr Dilemma: In Großbritannien, Irland, Dänemark, Finnland, Portugal und Schweden darf längst mit Schokolade gepanscht werden. Die Schokoladenhersteller dort verweisen darauf, daß andere Pflanzenfette billiger sind – und in Zukunft mit Hilfe von gentechnisch hergestellten Enzymen noch preiswerter produziert werden könnten. Die billig produzierenden Schoko- Konzerne haben die Märkte in Italien, Frankreich, Belgien, Deutschland und Österreich im Blick, wo bislang das Schokoladen-Reinheitsgebot gilt.

Die EU-Kommission will den großen Schokoladen-Wettbewerb mit einheitlichen Regeln versehen. Den Verbrauchern wird versprochen, daß die Ersatzfette nicht schädlich seien. Außerdem rechnete Kees Burger vom Amsterdamer „Economisch en Sociaal Institut“ vor, daß die Folgen für die Kakao-Farmer in den Entwicklungsländern gar nicht so schlimm seien. Statt – wie vermutet – 15 würden sie nur 7 Prozent ihrer Exporteinnahmen verlieren. Burgers Studie ist allerdings teilweise von „Caobisco“, dem Lobbyarm der Euro-Schokoladen-Industrie, finanziert.

Daß gerade in den Niederlanden ein „Cacao-Comitee“ zur Verteidigung der reinen Schokolade gegründet wurde, ist kein Zufall. Amsterdam hat den größten Kakao-Hafen der Welt. Jährlich werden dort rund 500.000 Tonnen Kakao umgeschlagen, der in den Niederlanden, in Deutschland und in der Schweiz verarbeitet wird.

Das Comitee hofft, daß einige Regierungen ihr Veto gegen das Vorhaben der EU-Kommission einlegen. Frankreich etwa, um die Bauern aus den einstigen Kolonien zu schützen. Und die Regierung in Den Haag – die in den kommenden sechs Monaten dem EU-Ministerrat vorsitzt –, weil sie den Hafen Amsterdam schützen will. Schließlich wird Kakao noch immer in Säcken angeliefert. Das Löschen und Umladen sichert viele Jobs.

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