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Schreckensbilder ohne Aussagekraft

■ Lübecker Brand: Durch Polizei-Videos sehen sich Verteidigung und Anklage bestätigt

Die Videoaufnahmen waren grauenvoll – doch die zweifelsfreie Klärung des Brandausbruchsortes im Flüchtlingsheim an der Lübecker Hafenstraße gelang auch mit ihrer Hilfe nicht. Die Filme von Polizei und Feuerwehr, die sich das Lübecker Landgericht gestern im Rahmen der Beweisaufnahme ansah, zeigen die zum Teil bis zur Unkenntlichkeit verkohlten Leichen der zehn Opfer des verheerenden Brandanschlages vom 18. Januar vergangenen Jahres. Sie waren während der Lösch- und Spurensicherungsarbeiten in dem Haus gemacht worden.

Auf dem Filmmaterial ist deutlich die Stelle im Flur des ersten Obergeschosses zu erkennen, wo nach Ansicht der Experten von Bundes- und Landeskriminalamt das Feuer gelegt wurde. Ein Kriminalbeamter zeigte vor laufender Kamera ein etwa tellergroßes Fußbodenstück und erklärte, es weise sowohl an der Ober- als auch an der Unterseite starke Brandspuren auf. Das deutet nach Ansicht des Gutachters des Landeskriminalamtes darauf hin, daß Brandbeschleuniger unter die Spanplatten gelaufen sei und daß das Feuer unter diesen Platten eine Weile geschwelt haben könnte, bevor es durch Zugluft angefacht wurde.

Doch diese Brandhypothese besitzt zwei Schönheitsfehler, für die die Ankläger bis heute keine einleuchtende Erklärung haben: Brandbeschleuniger-Rückstände wurden trotz intensiver Suche nie gefunden; zudem hätte die „brennbare Flüssigkeit“ im ersten Stock dreizehn Zentimeter bergauf fließen müssen, um anschließend die Treppe zum Erdgeschoß und später auch dieses in Brand zu setzen.

Auf den Videos sind auch die Brandspuren im hölzernen Vorbau des Hauses zu erkennen, wo nach Auffassung der Verteidigung das Feuer gelegt wurde. Hier lag – auf dem Filmmaterial deutlich zu sehen – die Leiche des Togolesen Sylvio Amoussou, die von allen Opfern die stärksten Brandspuren aufweist.

Für die VerteidigerInnen von Safwan Eid ein Indiz dafür, daß es an dieser Stelle am längsten und damit auch möglicherweise zuerst gebrannt hat. Die Todesursache dieses Brandopfers ist noch nicht abschließend geklärt: Der 27jährige kann schon nicht mehr gelebt haben, als die Flammen seinen Körper erfaßten. Marco Carini

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