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Gestern fremdenfeindlich, heute Brandstifter

■ Kieler Brandanschlag: Jugendliche Feuerleger schweigen über ihr Motiv

Der Brandanschlag auf ein überwiegend von MigrantInnen bewohntes Haus in Kiel am Abend des 23. Dezember kann nach den Aussagen der teilgeständigen Tatverdächtigen von der Kieler Staatsanwaltschaft inzwischen weitgehend rekonstruiert werden. Die beiden 15- und 16jährigen Brandleger hatten in dem Altbau am Theodor-Heuss-Ring Bekannte deutscher Nationalität besucht, bevor sie auf dem Rückweg in einem Vorraum zum Keller zu zündeln anfingen.

Nach Mitteilung des Kieler Oberstaatsanwaltes Horst-Alex Schmidt habe der 15jährige dabei dem ein Jahr älteren Haupttäter ein Feuerzeug gereicht, mit dem dieser anschließend einen Stoß Papier in Brand gesetzt hatte. Von dort aus breiteten sich die Flammen über das hölzerne Treppengeländer in dem mehrstöckigen Altbau aus. 13 HausbewohnerInnen mußten mit zum Teil schweren Rauchvergiftungen und Brandverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Hinweise darauf, daß die Jugendlichen, die aus der Nachbarschaft stammen, bei ihrer Tat Brandbeschleuniger verwendet hätten, liegen der Staatsanwaltschaft nicht vor.

Unklarheit herrscht auch noch über das Motiv: Beide bestreiten nach wie vor vehement, aus fremdenfeindlichen Motiven gehandelt zu haben, schwiegen sich in den bisherigen Vernehmungen aber über die Gründe der Brandstiftung aus. Die beiden Kieler geben zwar zu, früher in ausländerfeindlichen Kreisen verkehrt zu haben, wollen sich von der rechten Szene aber schon seit langem abgewandt haben. Dem steht eine Zeugenaussage aus dem Umfeld der beiden Täter entgegen, nach der sich diese noch kurz vor ihrer Tat mit eindeutig fremdenfeindlichen Äußerungen nicht zurückgehalten hätten.

Der 16jährige, dem versuchter Totschlag und schwere Brandstiftung vorgeworfen wird, sitzt seit Heiligabend in Untersuchungshaft. Ein von der Staatsanwaltschaft beantragter Haftbefehl gegen den 15jährigen wegen „Beihilfe“ zu dem Brandanschlag wurde hingegen von der zuständigen Kieler Richterin verworfen.

Marco Carini

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