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Das Bibbern bei Minusgraden geht weiter

■ Zahl der Kältetoten in Deutschland auf 31 gestiegen. Rund 700 Schiffe liegen im Eis fest. Meteorologen rechnen frühestens kommende Woche mit Ende des Frosts

Hamburg/Offenbach (dpa/AP) Der Frost behält Deutschland auch am Wochenende fest im Griff. Schnee, Eisregen und Temperaturen bis etwa minus 20 Grad lassen die Menschen in Deutschland weiter bibbern. Mit einem Ende der klirrenden Kälte ist frühestens in der kommenden Woche zu rechnen, sagte Meteorologe Horst Hoyer vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach.

Die Frostperiode hat allein in Deutschland mindestens 31 Menschen das Leben gekostet. Allein in Mecklenburg-Vorpommern wurden drei weitere Kälteopfer bekannt. In Thüringen erfror ein 58jähriger in einem ungeheizten Haus, ein 35jähriger starb in einem Hausflur. In Sachsen-Anhalt erfror ein 56jähriger auf der Straße. In Niedersachsen wurde ein 64 Jahre alter Obdachloser tot aufgefunden. In ganz Europa wird die Zahl der Kältetoten auf mindestens 160 geschätzt.

Nach tagelangem Frost fürchten viele Binnenschiffer um ihre Existenz, da die Schiffahrt stark beeinträchtigt ist. Nur der Rhein ist noch frei. Inzwischen droht – erstmals seit 33 Jahren – auch der Untermain im Rhein-Mein-Gebiet zuzufrieren. Nach einer Übersicht des Bonner Verkehrsministeriums liegen auf den deutschen Binnenwasserstraßen mehr als 700 Schiffe im Eis fest. Auch die Fährverbindungen zu den Inseln in Nord- und Ostsee werden durch die anhaltende Kältewelle immer stärker beeinträchtigt. Der Schiffsverkehr zu den sieben Nordseeinseln im niedersächsischen Wattenmeer kam gestern fast ganz zum Erliegen. Am stärksten betroffen sind Juist im Westen und Wangerooge im Osten der Inselkette. Von dort müssen insgesamt 5.500 Urlauber bis zum Wochenende die Heimreise mit den Insel-Flugdiensten antreten. Auf dem Weg von Spiekeroog zum Festland saßen gestern nachmittag zwei Fährschiffe vor der Hafeneinfahrt Neuharlingersiel im Eis fest. Die nordfriesische Hallig Gröde ist vom Eis eingeschlossen.

Sibirische Kälte hat den Zugverkehr in Südfrankreich buchstäblich eingefroren: Mehr als 12.000 Reisende saßen seit der Nacht zum Freitag in Zügen, Bahnhöfen und Kasernen im Rhonetal fest, weil zehn Zentimeter dickes Eis die Schienen unbefahrbar machten. Im Rhonetal wurden gestern alle Züge abgesagt.

Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg ist die Themse vierzig Kilometer westlich von London zugefroren. In Wettbüros wurde Geld darauf gesetzt, ob die Themse auch in der Hauptstadt zufrieren wird.

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