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Tadschikische Feinarbeit in Teheran

■ Die Bürgerkriegsparteien feilen an ihrem Friedensabkommen

Berlin (taz) – „Die Vereinbarung des Friedens ist noch nicht der Frieden selbst. Dafür muß noch viel Arbeit geleistet werden“, betonte der tadschikische Oppositionsführer Abdulloh Nuri, nachdem er am 23. Dezember mit dem Präsidenten des Landes, Emomali Rahmonow, in Moskau ein prinzipielles Abkommen über die Beendigung des viereinhalb Jahre andauernden Bürgerkriegs sowie eine Waffenruhe erzielt hatte. Dieser Aufgabe wollen sich Vertreter beider Konfliktparteien ab morgen in der iranischen Hauptstadt Teheran unterziehen. Dafür haben sie sich bis zum Juli Zeit gegeben.

Auf der Teheraner Agenda steht für die Unterhändler, Duschanbes Außenminister Talbak Nazarow und den Vizechef der „Vereinigten Tadschikischen Opposition“ (russische Abkürzung OTO), Mullah Ali Turadschonzode, vor allem die Zusammensetzung und Befugnisse des in Moskau vereinbarten gemeinsamen Rates der Nationalen Aussöhnung. Er soll, geleitet von einem Repräsentanten der OTO, für eine Übergangsperiode von einem bis eineinhalb Jahren legislative Funktionen übernehmen, um die von islamisch bis prowestlich reichenden Oppositionsparteien ins politische Leben der mittelasiatischen 5,5- Millionen-Republik zu reintegrieren. Doch welche Funktionen die Ratsmitglieder genau ausüben sollen, ist noch umstritten.

An diesem Punkt war der bisherige Verhandlungsprozeß seit über einem Jahr immer wieder versandet. Die OTO wollte, daß die von Moskau gestützte Regierung zugunsten des Rats abdanken sollte, während diese sich durch die Parlaments- und Präsidentenwahlen von 1994 und 1995, die allerdings ohne die Opposition stattfanden, ausreichend zum Weiterregieren legitimiert sah.

Außer diesen prozeduralen Hindernissen steht dem Frieden im ärmsten GUS-Staat ein ganzes Knäuel von Interessen entgegen. Ähnlich wie im benachbarten Afghanistan agiert eine Reihe von Feldkommandeuren längst auf eigene Faust. Das zeigte zuletzt eine Geiselkrise, die das Moskauer Abkommen noch in letzter Minute beinahe zum Scheitern gebracht hätte: Ein zur Regierung übergelaufener Rebellenkommandeur hatte sieben UNO-Beobachter und den tadschikischen Vizeinnenminister entführt, um seinen in Afghanistan festgehaltenen Bruder freizupressen.

Außerdem betreiben vor dem Hintergrund des Krieges viele der bewaffneten Gruppen lukrative Geschäfte. Über Tadschikistan wird zum Beispiel afghanisches Rohopium, neuerdings auch Heroin, in die kirgisische Stadt Osch oder nach Usbekistan geschmuggelt, von wo es über Rußland nach Westeuropa gelangt.

Dabei spielen auch die russischen Truppen, die die tadschikische Grenze zu Afghannistan bewachen sollen und den Hauptteil der 25.000 Mann starken GUS- Friedenstruppe stellen, eine zwielichtige Rolle. Einerseits verhalten sie sich im Bürgerkrieg alles andere als neutral und greifen immer wieder auf seiten der Regierung in die Kämpfe ein. Andererseits sollen sie selbst – wieder eine Parallele zu Afghanistan – tief in den Schmuggel verwickelt sein. Beobachter gehen davon aus, daß russische Berichte über viele Gefechte mit Rebellen glatt erfunden sind, um die eigenen Position an der einträglichen Schmuggelroute zu halten. Dies kommt auch der Regierung in Moskau entgegen, die sich über ihre Truppen den Einfluß auf die ehemaligen Sowjetrepubliken bewahren will. Auch viele Anschläge auf russische Soldaten, die von Duschanbe der Opposition angelastet werden, gehen wahrscheinlich auf Streitigkeiten im kriminellen Milieu zurück.

Immerhin hat die Waffenruhe bisher gehalten. Das ist wirklich neu für Tadschikistan. Thomas Ruttig

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