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Kirchenasyl gewährt

■ Pastoren schützen 15 Nigerianer vor Zwangsvorführung und Abschiebung

Hannover (taz) – Vier hannoversche Kirchengemeinden haben gestern 15 Flüchtlingen aus Nigeria Zuflucht gewährt, um sie vor der Abschiebung in ihr Heimatland zu schützen. Die 15 Nigerianer wollem mit dem Umzug in die Kirchengemeinden im hannoverschen Stadtteil Linden eine Zwangsvorführung in der nigerianischen Botschaft in Bonn verhindern, die sie als Beginn der Abschiebung ansehen. Die Flüchtlinge waren zusammen mit sieben weiteren Mitgliedern der Nigerian Association in Niedersachsen bereits im Sommer im Kirchenasyl in den Hungerstreik getreten. Das niedersächsische Innenministerium hatte danach Abschiebemaßnahmen immer wieder vorläufig ausgesetzt.

„Die fünfzehn Flüchtlinge, deren Zwangsvorführung in Bonn jetzt bevorsteht, sind nach dem monatelangen Hin und Her einfach nervlich am Ende“, sagte gestern Pastor Frank-Peter Schultz von der evangelischen Gerhard- Uhlhorn-Gemeinde, die sieben der Nigerianer aufgenommen hat. Schultz betonte, daß die Paßersatzpapiere, die den Flüchtlingen bei der Zwangsvorführung von der nigerianischen Botschaft ausgestellt werden sollen, allein der Abschiebung dienen. „Es handelt sich keineswegs um normale Papiere, wie sie jedermann braucht“, widersprach der Pastor dem niedersächsischen Innenminister, der auf der Zwangsvorführung beharrt.

Gegen eine Abschiebung der Flüchtlinge hatte sich unter anderem der nigerianische Nobelpreisträge Wole Soyinka ausgesprochen. Asylfolgeanträge haben alle fünfzehn gestellt, die jetzt in den Kirchen Zuflucht gesucht haben. Sie befürchten, bei ihrer Ankunft in Lagos sofort verhaftet zu werden, zumal die Namen aller 22 NAM-Mitglieder, die im Sommer in den Hungerstreik getreten waren, inzwischen von mehreren nigerianischen Zeitungen veröffentlicht worden sind. Nach Angaben des Pastors hat einer der Flüchtlinge vor kurzem einen Selbstmordversuch unternommen. Jürgen Voges

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