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Von der Stütze direkt in den Job

■ Kreuzberg versucht StützeempfängerInnen zu vermitteln

Mancher Kreuzberger Sozialhilfeempfänger hat ein neue Passion: die Polaroidkamera zücken und ein Bewerbungsfoto schießen. Bei den allwöchentlichen Treffen in einem Bürgersaal herrscht jedenfalls die neue Unmittelbarkeit. Das Sozialamt lädt Langzeitarbeitslose ein, die in die Sozialhilfe gerutscht sind, da aber gern wieder rauswollen. Wer tatsächlich kommt, kann erleben, wie fix Sozialsachbearbeiter sein können: Personalbogen raus, bitte lächeln, ab geht die Bewerbungspost.

Die neue Kreuzberger Jobfeuerwehr macht's möglich. Bereits letzten Herbst starteten der Problembezirk, die Servicegesellschaft für Soziale Unternehmensberatung sowie die Arbeitsverwaltung ein Pogramm, das Hilfeempfänger direkt in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt. Was bislang unmöglich war, scheint in Kreuzberg nun Realität zu werden. Nach zwei Monaten Anlaufphase ist aus der Beschäftigungsinitiative 2000 ein Renner geworden. 335 Arbeitsplätze hat die Jobfeuerwehr im Angebot; jeden Mittwoch kommt ein gutes Hundert Stützeempfänger, um sich darüber zu informieren.

„Ich behaupte nicht, daß wir die Krise des Arbeitsmarktes beheben können, aber wir durchbrechen die Lähmung“, sagt Ingeborg Junge- Reyer (SPD), Sozialstadträtin des Bezirks mit 28.000 Sozialhilfeempfängern. Junge-Reyer will bei ihren SachbearbeiterInnen und ihren KundInnen etwas ganz Neues bemerkt haben: Hoffnung, daß es doch klappen könnte. Bisher verwalteten die MitarbeiterInnen des Sozialamtes die Hoffnungslosigkeit nur, sprich: Wer Stütze bekam, dem war es verboten zu arbeiten. Nun können Junge-Reyers Beamte die Sozialhilfe für ihre Schützlinge in einen Lohnkostenzuschuß umwandeln. „Die Leute machen plötzlich die Erfahrung, daß man erfolgreich sein kann“, meint Junge-Reyer.

Auch Rainer Aster von der Servicegesellschaft gsub ist von dem „phantastischen Programm“ eingenommen. Als Beispiel nennt er seinen „künftigen Kranführer“. Aster und seine Akquisiteure haben eine entsprechende Stelle ausfindig gemacht. Nun fehlt noch der geeignete Bewerber. Voraussetzungen: Hilfeempfänger sein und einen Lkw-Führerschein haben. Der Kandidat wird zunächst zum Kranführer ausgebildet; dafür kommt die Europäische Union auf. Zu diesem Zeitpunkt ist der Bewerber bereits in ein tarifvertragliches Arbeitsverhältnis aufgenommen worden. Schmeißt ihn der Arbeitgeber wieder raus, muß der subventionshungrige Unternehmer die Mittel zurückzahlen, versprechen Junge-Reyer und Aster. Aber jetzt muß erst ein Bewerber her. Christian Füller

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