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Bremen: Arbeitslose im Überfluß

■ Nachkriegsrekord / Lehrstellenmangel / Kaum Aussicht auf Besserung

Mehr staatliche Investitionen. Den Euro zur Disposition stellen. Die Wirtschaft um drei bis vier Prozent jährlich ankurbeln. Und Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) feuern. So will Arbeitssenator Uwe Beckmeyer (SPD) die Anzahl der Arbeitslosen in Deutschland bis zum Jahr 2000 halbieren. Anlaß für seine Forderungen waren die neuen Arbeitslosenzahlen für Dezember und der Jahresrückblick auf die Arbeitslosenstatistik Bremens.

Nie hatte Bremen so viele Arbeitslose wie heute. Zusammen mit Vegesack und Osterholz hatten in der Hansestadt im Dezember 39.699 Menschen keinen Job. Das ist die höchste Zahl seit Beginn der statistischen Auswertung der Arbeitslosenzahlen in Bremen seit 1952. Arbeitsamtsdirektor Christian Hawel rechnet in Kürze mit 40.000. Die Quote liegt in Bremen-Stadt bei 15,4 Prozent. Das ist eine Steigerung zum Vormonat um 0,3 Prozentpunkte. Im Land Bremen schnellte die Arbeitslosenquote von 16,1 auf 16,3 Prozent hoch.

Auch die Ausbildungssituation sieht nicht viel besser aus. Zwar konnten im Land 829 neue Lehrstellen geschaffen werden. Aber 527 BewerberInnen blieben trotzdem auf der Straße sitzen.

1,2 bis 1,3 Milliarden Mark kostet die hohe Bremer Arbeitslosigkeit in diesem Jahr. 98,5 Millionen Mark vom Land fließen in arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie etwa ABM oder Umschulungen.

Dennoch will die Arbeitslosigkeit in Bremen nicht sinken. Laut Hawel und Beckmeyer ist die allgemeine Konjunkturflaute Schuld an dem Dilemma. „Mit eigenen Kräften kommen wir aus der Misere nicht heraus“, sagte der Senator. Bonn sei gefragt. Angesichts eines Vier-Millionen-Arbeitslosen-Heeres sei es nicht zu verantworten, daß jede Diskussion über die einheitliche europäische Währung Euro „mit dem Knüppel niedergemacht“ würde. „Die harten Stabilitätskriterien verhindern weitere Investitionen in den Binnenmarkt.“

Der Präsident der Bremer Unternehmerverbände, Manfred Ahlsdorff, forderte dagegen einen Abbau der Sozialstrukturen. „Der Standort Deutschland hat genug Vorteile, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Er ist nur von einem überbordenden Sozialdenken negativ belastet, weil die Deutschen unfähig sind, sich zu bewegen.“ Dies wies Dieter Reinken vom DGB dann entschieden zurück. Die Schuld für die Misere auf dem Arbeitsmarkt sei vielmehr bei den Arbeitgebern zu suchen. Arbeits- und Ausbildungsplatzzusagen hätten sich als Seifenblasen entpuppt. Jens Tittmann

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