: Bilingual in der Kita
■ In Bremen gibt es einen deutsch-französischen Kindergarten
„Du siehst aber niedlich aus! Wo kommst du denn her?“ „Ich komme aus Bremen... Klar, ich bin Deutsche.“ Solche und ähnliche Gespräche führt die achtjährige Laura öfter. Ihre Eltern stammen aus Deutschland und Ghana. „Viele können sich gar nicht vorstellen, daß es deutsche schwarze Kinder gibt“, beschreibt Lauras Mutter Barbro Krüger die Erfahrungen ihrer Tochter.
„Sich dem Fremden öffnen“ möchte Bremens deutsch-französischer Kindergarten, wie dessen Mitarbeiterin Christin Boyer betont. Kinder, egal welcher Herkunft, wachsen hier zweisprachig auf. Darunter sind auch einige Afro-Deutsche. Die Erzieherinnen sprechen eine Woche lang nur französisch, in der nächsten läuft das Programm auf deutsch. Die vierjährige Samantha, deren Vater Iraner und deren Mutter Französin ist, lernt von den anderen Kindern deutsch. „Wir arbeiten viel mit Bildern, Musik und Körpersprache“, erklärt Christin Boyer. „In diesem Alter gibt es keine Hemmungen. Die Kinder helfen sich gegenseitig“.
Der afro-deutsche Ibrahima stellt beim Malen klar: „Ich bin hier der Größte in der Gruppe“, erntet aber sofort Widerspruch von seinem Nachbarn. Im Alltag sollen die Kinder miteinander auskommen und aufeinander eingehen. „Hier findet Kommunikation statt. Das ist das Besondere“, meint Christin Boyer. „Die Kinder leben in Deutschland und wollen hier integriert sein. Ein weiterer Schwerpunkt liegt bei uns außerdem auf Frankreich.“ Unterschiedliche Hautfarbe und kultureller Hintergrund sind im Kindergarten kein Thema. Jungs wie Ibrahima sollen nicht als etwas Besonderes im Mittelpunkt stehen. Konflikte deswegen seien sowieso selten.
„Kinder sind nicht farbenblind.“ hält Barbro Krüger dem entgegen. „Eine andere Hautfarbe fällt denen schon sehr früh auf. Auch wenn sie erst später anfangen, dies zu bewerten.“ Die Mutter von Laura Ama hat daher im Verband für binationale Familien und Partnerschaften (iaf) einen Afrospielkreis und eine Mädchengruppe für Afrodeutsche ins Leben gerufen. „Da sind nur braune Mädchen“, erzählt ihre Tochter Laura stolz. Mit der Gruppe geht sie einmal pro Monat zum Schwimmen, ins Kino oder spielt. Sie findet: „Das macht alles mehr Spaß als alleine.“
Laura habe auch in der Schule Freundinnen, von denen sie akzeptiert werde, sagt ihre Mutter. „Aber die Gruppe ist ein gutes Gegengewicht, weil sie hier mit ihrer Hautfarbe nicht auffällt. Sie kann über den alltäglichen Rassismus reden und mit den anderen Mädchen überlegen, wie sie damit umgehen soll.“
Es fehlt den Betroffenen an schwarzen Bezügen und Vorbildern etwa in Filmen, Kinder- und Schulbüchern. Die iaf versucht diesen Mangel mit einer regelmäßig erscheinenden Liste von Kinder- und Jugendbüchern aus aller Welt zum Thema MultiKultur zu beheben. Die meisten Bücher kommen aus Großbritannien.
„Dort ist man schon viel weiter“, findet Barbro Krüger. „Es gibt Anti-Diskriminierungsgesetze. Auch Deutschland sollte sich als Einwanderungsland bekennen und öffentlich sichtbar machen, was längst Alltag ist.“ P.F.
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