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Subversive Selbstausstellung

■ Die John Jasperse Company eröffnet heute mit „Excessoires“ die IndepenDanceDays auf Kampnagel

„Ich wollte immer besonders smart erscheinen, auf keinen Fall sollte meine Arbeit frivol sein ... nun ja, dieses Stück ist anders.“ John Jasperse lacht, wenn er über die eigene Eitelkeit und seine jüngste Choreografie Excessories spricht. Uraufgeführt wurde sie 1995 in New York, von der Village Voice bejubelt - dann aber wurde das Stück mit der provokanten Aktszene nur noch in einem weiteren Theater auf dem Kontinent gezeigt. „In den USA sind die Gelder für die Kunst knapp, und kaum ein Veranstalter möchte das Risiko aufnehmen, es sich mit irgendjemand zu verderben“, erklärt der 33jährige.

In Europa hingegen wurde das Stück mit Auszeichnungen geradezu überhäuft. Im letzten Jahr war die John Jasperse Company zu dem renommierten Choreografen- Wettbewerb nach Bagnolet eingeladen, wo sie nicht nur den Adami-Preis für die beste Ensembleleistung, sondern auch den Jan Fabre-Preis für das subversivste Werk erhielt. Der junge New Yorker ist über diese Auszeichnung fast ein bißchen unglücklich: „Subversiv klingt so, als hätte ich es darauf angelegt, das enfant terrible zu sein. Aber so ist es nicht: Ich will nicht schocken, sondern, daß der Zuschauer sich fragt, warum ihn etwas schockt.

Die Hinterfragung gesellschaftlicher Normen genau wie individueller Systeme, durch die Umwelt hierarchisch strukturiert wird, ist Jasperses getanztes Thema. Excessories stellt die Frage nach unserem Konzept von Schönheit. Inspiration war eine persönliche Erfahrung: in einem häßlichen Kostüm wollte Jaspers nicht auf die Bühnen. „Warum verwenden wir soviel Energie auf unsere Erscheinung? Weil Schönheit Sex und Sex Macht ist.“

Excessoires ist Tanz, Theater, Performance und Modenschau mit fünf Tänzern. Ist Selbstausstellung, Masochismus und Witz. Jasperse hat mit Anne Teresa de Keersmaeker und mit Trisha Brown gearbeitet, doch in jüngster Zeit fühlt er sich am meisten von Wong Kar-Wai, dem Regisseur von Fallen Angels, beeinflußt. Filmorientiert ist auch die Musik seiner Choreographie: James Los Collage von „gefundenen Klängen“ leitet das Publikum über Geräusche von Feuerzeugen und Schritten in die wunderbare Welt der modischen Accessoirs und sexuellen Exzesse - Excessoiries. Christiane Kühl

heute bis 18. Januar, 19.30 Uhr, Kampnagel, k6

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