: Aus für HEW-Verkauf?
■ Kartellamt stellt Aktienübernahme durch PreussenElektra und Sydkraft in Frage
Platzt der gerade erst beschlossene Verkauf von über 25 Prozent der HEW-Aktien an den Strom-Multi PreussenElektra (Preag) und die schwedische Sydkraft. Das Berliner Bundeskartellamt prüft nach Aussage von Amtssprecherin Elke Zeise, ob der Deal gegen die Kartellrichtlinien verstößt. Es sei nicht auszuschließen, daß es sich „um einen untersagungsträchtigen Fall“ handele.
Die Wettbewerbswächter wollen nun die Kaufverträge daraufhin durchforsten, ob die beiden HEW-Einsteiger „gemeinschaftlichen Einfluß“ auf die Unternehmenspolitik des Hamburger Stromversorgers ausüben wollen. Der Verdacht liegt nahe: Nach Informationen der taz nahm Preag die Sydkraft, bei der sie Aktienanteile von 27 Prozent hält, vor allem mit ins Boot, um die Kartellklippen zu umschiffen.
Scharfe Kritik am Teil-Verkauf der HEW äußerte unterdessen Wolfgang Roos vom Freiburger Öko-Institut. „Die Chancen auf eine umweltgerechte Energiepolitik in Hamburg sinken dadurch weiter“, befürchtet der Umweltexperte. Besonders die von Preag-Chef Hans-Dieter Harig angekündigte Senkung der Strompreise für die Hamburger HEW-KundInnen stößt ihm sauer auf. Die durch den Unternehmenszusammenschluß sinkenden Kosten sollte der Konzern lieber für Stromsparprogramme nutzen. Es sei „der falsche Weg, die Kunden durch niedrige Preise zur Verschwendung zu ermuntern“.
Probleme ganz anderer Art kommen auf den Kieler Energieminister Claus Möller zu. Der atomkritische Sozialdemokrat befindet sich nicht nur im Dauerclinch mit der HEW, er ist auch Aufsichtsratschef der Preag. Wie der doppelte Möller diesen Interessenkonflikt lösen will, darüber schweigt er sich noch aus. Sein Amtsvorgänger Günter Jansen war aus dem HEW-Aufsichtsrat geflogen, weil nach Auffassung des Hamburger Stromversorgers die Wahrnehmung des Amtes nicht mit Jansens atomkraftfeindlicher Einstellung zu vereinbaren war. Marco Carini
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