: Keine Haftung für Magnetgleiter
Stürzt der Transrapid ab? Unterschiedliches Echo aus Hamburg auf den angedeuteten Bonner Rückzug aus dem Projekt ■ Von Heike Haarhoff
„Gravierende Nachteile“ sieht die Handelskammer auf Hamburg zurollen, sollte der Transrapid wegen Unwirtschaftlichkeit auf der Strecke bleiben. Eine „nachhaltige Gefährdung“ des Wirtschaftsstandorts, Verlust von Arbeitsplätzen an der Elbe und Abwanderung vieler Betriebe nach Berlin gar prophezeit der Leiter des Verkehrsbereichs, Reinhard Wolf. Er reagierte damit auf die gestern geäußerten Transrapid-Zweifel des Bundesverkehrsministers.
Matthias Wissmann (CDU) hatte gestern vor dem Bonner Verkehrsausschuß erstmals den Bau des Magnetgleiters zwischen Hamburg und Berlin ernsthaft in Frage gestellt (siehe Seiten 1 und 6). „Nicht um jeden Preis“ werde das umstrittene Milliardenprojekt realisiert; überzeugende Daten zur Wirtschaftlichkeit seien aber frühestens im März zu erwarten.
Hamburgs Parteien und der Senat nahmen die Bonner Nachricht durchaus gelassen auf: Daß das Stelzengefährt kein staatlicher Subventionsbetrieb sein dürfe, sei von Anfang an klar gewesen, hieß es einhellig. Umwelt- und Naturschutzverbände sowie örtliche Bürgerinitiativen dagegen bejubelten den Wissmann-Spruch bereits als „Einstieg in den Ausstieg“.
An dieser „Spekulationsarie“ will sich Senatssprecher Cord Schellenberg „lieber nicht beteiligen“. Unsicherheiten für den Wirtschaftsstandort könne er aus den Wissmann-Äußerungen nicht herausinterpretieren. Im übrigen habe sich „der Senat noch nicht damit befaßt, was passiert, wenn der Transrapid nicht kommen sollte“. Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow (SPD) sieht aufgrund der Wissmann-Äußerung auch „keine neue Situation“. Hamburg arbeite bis März weiter an der landesplanerischen Stellungnahme.
Auch CDU und Statt Partei sehen „im Grundsatz nichts Neues“. Notfalls müsse statt des Transrapids eben eine neue ICE-Strecke nach Berlin gebaut werden, die „selbstverständlich“ und „keinesfalls“ das schwindsüchtige Stadtsäckel beuteln dürfe.
Die Transrapid-Gegner, allen voran die Kieler Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD), riefen gestern siegesgewiß „Ham wir doch schon immer gewußt“, daß der Transrapid ein Milliardengrab ist. Karl-Heinz Karch vom Bund für Umwelt und Naturschutz gratuliert Wissmann, „die Zeichen der Zeit erkannt“ zu haben; Dieter Noack (BI gegen Transrapid) freut sich über „den Rückzug“, und für die Hamburger GAL „deutet sich Lernfähigkeit an“, die „als Resultat des öffentlichen Drucks“ zu werten sei.
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