: Die kompostierbare Geschäftsstelle
■ Neue Parteizentrale von Bündnis 90/Die Grünen wird im Herbst 1999 bezogen
Jürgen Trittin, Vorstandschef der Bundesgrünen, mimte schon einmal den Staatsmann. Vom Balkon der zukünftigen Parteizentrale am Platz vor dem Neuen Tor (Bezirk Mitte) winkte er lässig herunter – wie weiland die Größen der Politik, wenn sie dem Volk Gutes zu verkünden suchen. (Hat er womöglich „Evita“ gesehen?) Trittins Botschaft war zwar nicht weltbewegend. Für die grüne Partei indessen hat sie nicht geringe Bedeutung: „Der Bundesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen wird im dritten Quartal 1999 seinen Sitz von Bonn nach Berlin verlegen.“ Das neue Domizil signalisiere die „sichtbare Präsenz“ der Grünen in der Mitte der Stadt sowie in der Nähe der Regierungsstandorte, sagte Trittin gestern bei der Besichtigung des Gebäudes.
Nach der SPD haben damit die Grünen ihre Hauptgeschäftsstelle samt Umzugstermin festgemacht. Der fünfgeschossige Altbau aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts sei 1995 für sieben Millionen Mark erworben worden, erinnerte Bundesschatzmeister Dietmar Strehl, und soll nun für weitere 2,7 Millionen Mark saniert werden. Der Umbau werde mit Mitteln aus dem Verkauf der bisherigen Geschäftsstelle, dem Bonner Haus Wittgenstein, finanziert.
Rund 30 Prozent der Baukosten sollen über Bankkredite aufgebracht werden. Es sei geplant, so Strehl, von den 2.400 Quadratmeter Nutzfläche „rund 1.500 Quadratmeter für Büros selbst zu beziehen“. Die fünfte Etage sowie das ausgebaute Dachgeschoß würden von einem Mitkäufer übernommen und untervermietet. Außerdem sei beabsichtigt, eine Kneipe und Ausbildungsstätten in dem Gebäude unterzubringen. Die Finanzierung sei „solide“, betonte der Schatzmeister. Im vergangenen Jahr hatte die Bundesdelegiertenkonferenz den Ankauf der Immobilie für 13 Millionen Mark abgelehnt. Kritik an dem teuren Objekt übten auch die Berliner Grünen.
Die Sanierung des Vorderhauses sowie des Quergebäudes soll nach ökologischen Kriterien erfolgen, sagte der Architekt Walter Sauermilch. So sei vorgesehen, die Altbausubstanz zu erhalten und bei der Modernisierung ressourcensparende Materialien einzusetzen. Zugleich werde ein umweltschonendes Energiekonzept entwickelt. Das der Nachhaltigkeit verpflichtete Programm „soll neben einem Meer von neuen Kleihues-Bauten eine unprätentiöse Architektur bestehen lassen“.
Sauermilch wies darauf hin, daß Risse im Haus durch den Neubau der benachbarten Bürogebäude entstanden seien. Für den Schaden werde der Investor Bayerische Hausbau aufkommen. Rolf Lautenschläger
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