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Konzerne kämpfen um Bewag

■ Ausländische Stromunternehmen wollen Anteile angeblich nur kaufen, wenn deutsche Monopolisten ihren Einfluß verlieren. Finanzsenatorin in der Bredouille

Ein Machtkampf zwischen deutschen und ausländischen Energiekonzernen könnte möglicherweise den Verkauf der landeseigenen Bewag-Aktien verhindern. Das US-Unternehmen Southern Company und die britische Firma Power Gen würden die Landesanteile (50,8 Prozent) nur dann kaufen, wenn sie auch sämtliche Sitze im Bewag-Aufsichtsrat übernehmen könnten, die jetzt noch die deutschen Konzerne PreussenElektra und Bayernwerk halten. Der Senat habe diesen jedoch im unlängst geänderten Konsortialvertrag zugesichert, daß sie ihren Einfluß in jedem Fall behalten, berichtet der Tagesspiegel.

Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) hat inzwischen dementiert, daß es Schwierigkeiten bei den Verhandlungen mit Southern Company und Power Gen gebe. Sie will durch den Komplettverkauf der Landesmehrheit zwischen drei und vier Milliarden Mark einnehmen, um die Löcher im Haushalt 1996 zu stopfen. Wenn das Geschäft nicht bald über die Bühne geht, kann der Etat 1996 nicht ausgeglichen werden, was neue Löcher für die Zukunft reißt.

Die amerikanischen und britischen Bieter streben angeblich an, auf der Arbeitgeberbank im Aufsichtsrat auch die vier Sitze zu übernehmen, die heute noch das Bayernwerk, die PreussenElektra und deren Besitzerin, die Veba, innehaben. Ohne diese Posten könnten die potentiellen Käufer ihre Politik bei der Bewag nicht durchsetzen, heißt es. Heute halten die deutschen Konzerne 20 Prozent der Aktien und 28,5 Prozent der Stimmrechte im Aufsichtsrat. Dies entspricht zwei bis drei Mandaten auf der Arbeitgeberseite.

Fugmann-Heesing könnte der Machtkampf auch deshalb in die Bredouille bringen, weil die deutschen Konzerne die Bewag zwar kaufen wollen, aber vermutlich nicht dürfen. Denn das Bundeskartellamt würde in ihrer Beteiligung am Energieversorger eine unzulässige Verstärkung ihrer schon heute beherrschenden Stellung auf dem Strommarkt ansehen. In diesem Fall würden sämtliche aussichtsreichen Kaufinteressenten für die Bewag ausfallen.

Die Bündnisgrünen im Abgeordnetenhaus forderten unterdessen die Finanzsenatorin auf, „ihre engstirnige Ausverkaufsstrategie, die in jeder Hinsicht in die Sackgasse führt“, zu beenden. Hartwig Berger, energiepolitischer Sprecher der Fraktion, erneuerte den Vorschlag eines „Kreuzgeschäfts“ der Bewag mit den Hamburgischen Electricitäts-Werken (HEW). Dies sei weiterhin realistisch, da das Bundeskartellamt auch gegen einen Verkauf von HEW-Aktien an PreussenElektra Einspruch erhoben habe. Hannes Koch

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