Batterien teuer abgeladen

Recyclinghöfe der Stadtreinigung verweigern die Annahme von privatem Sondermüll, wenn die Sammler nicht dazuzahlen wollen  ■ Von Marco Carini

Ökologisches Bewußtsein wird in Hamburg bestraft. So jedenfalls deutet der Poppenbüttler Thomas D. die Weigerung der Stadtreinigung, ihm auf ihren Recyclinghöfen 50 Kilo Batterien kostenlos abzunehmen und umweltgerecht zu entsorgen. Die große Menge der Energiespeicher hatte der 38jährige in einem Ferien-Camp auf Korsika gesammelt, das er für einen Hamburger Reiseunternehmer leitet.

Da es auf der französischen Insel keine getrennte Schadstoffsammlung gibt und Batterien zusammen mit dem Hausmüll in die Landschaft gekippt werden, bewahrt Thomas D. leere Akkus auf. „Weil ich nicht möchte, daß die gefährlichen Schadstoffe im Grundwasser landen, nehme ich die Batterien am Ende des Jahres mit zurück nach Hamburg.“

Doch hier wird er sie nicht los. Ein Recyclinghof verweigerte die kostenlose Annahme des Batterieschrotts, da es sich bei dieser Menge zweifelsfrei um „Gewerbemüll“ handele. Thomas D. sollte deshalb knapp 170 Mark aus privater Tasche für sein Öko-Engagement blechen. Die Mitarbeiter des Betriebes nannten dem verdutzen Camp-Leiter noch eine besonders umweltgerechte Alternative: Er könne ja sein Auto volltanken und quer durch Hamburg düsen, um die Batterien portiönchenweise an verschiedenen Annahmestellen loszuwerden. Für Thomas D. „ein umweltpolitischer Schildbürgerstreich erster Güte“.

Der Streich hat Methode. Stadtreinigungs-Sprecher Andree Möller betont, daß die Recyclinghöfe „kein Allround-Entsorgungsunternehmen für alles und jeden“ seien. So müßten etwa Elektrohändler für die Entsorgung der von ihnen gesammelten Altbatterien zahlen, bestimmte Abfälle – etwa ausgediente Nachtspeicheröfen – würden gar nicht angenommen. Möller: „Wir müssen genau abwägen, was wir uns finanziell leisten können und was wir den einzelnen Bürgern zumuten.“

Wie dabei HamburgerInnen, denen die Umwelt nicht ganz egal ist, ihr Öko-Bewußtsein ausgetrieben wird, beweisen zwei andere Fälle: So verweigerte die Stadtreinigung einem Lehrer des Gymnasiums Oldenfelde, der zusammen mit den SchülerInnen einer Umwelt-AG ebenfalls Batterien gesammelt hatte, die Annahme des Sammelgutes. Begründung: Das Bezirksamt sei zuständig.

Auch dort wurde der Pädagoge die Akkus nicht los. Für die bezirkliche Entsorgung seien keine Gelder vorhanden, teilte ihm das Amt mit.

Ein Bürger aus Lemsahl scheiterte bei dem Versuch, vier Kubikmeter Laub zu entsorgen, das in öffentlichem Boden verwurzelte Bäume auf sein Grundstück hatten fallen lassen. Da die Mitarbeiter des Recyclinghofes sich weigerten, mehr als ein Kubikmeter Laub kostenlos anzunehmen, kurvte der genervte Gartenbesitzer nach jeweils einminütiger Pause weitere dreimal auf denselben Recyclinghof. Und wurde das Laub so doch noch los.