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Hundert Quadratmeter Solidarität

Hafenkrankenhaus: Der Protest bleibt bestehen, die Schließungspläne auch  ■ Von Lisa Schönemann

„St. Pauli Hand in Hand für Solidarität und gegen Sozialabbau“. Ein gut 25 Meter langes und vier Meter breites Transparent ist gestern auf der Montags-Demo für den Erhalt des Hafenkrankenhauses entrollt worden, zu der sich 1200 Menschen auf dem Kiez versammelt hatten. 50 St. PaulianerInnen haben an dem mit vielen Händen bedruckten Tuch genäht. Nach dem Motto „Wir kleistern dem Senat eine“ wurde auf Initiative des „Büros für notwendige Einmischungen“ außerdem eine Außenwand des Pavillons auf dem Spielbudenplatz tapeziert. Diese „Wand der Solidarität“ steht jetzt allen HamburgerInnen für Grußbotschaften und Kritik zur Verfügung.

Ein kleiner Plüsch-Maulwurf hat gestern auf dem Spielbudenplatz erzählt, was er jüngst auf einer Sitzung der SPD-Bürgerschaftsfraktion erlauscht haben will: Demnach wollen sich die Abgeordneten im „Doppel-Eck“ zum Kampftrinken versammeln. Die Umsätze in der von Grete Kleist betriebenen Gaststätte auf dem Kiez sollen arg gesunken sein, nachdem ihr Mann, der stellvertretende SPD-Fraktionschef Ingo Kleist, für die Schließung des Hafenkrankenhauses gestimmt hatte. Unterdessen pocht die GAL, die gestern mit Fraktion und Landesvorstand nach St. Pauli gekommen war, auf „das Recht der St. Paulianer auf eine medizinische Versorgung in einer Institution, der sie vertrauen“, so der GAL-Abgeordnete Peter Zamory.

Die MitarbeiterInnen der Traditionsklinik kämpfen sich derweil „mit Wut und Fassungslosigkeit“ durch den stationären Alltag. „Einige Leute, die sich engagieren, werden vom Landesbetrieb unter Druck gesetzt“, sagte gestern eine Krankenschwester zur taz. Dennoch ist sie überzeugt: „Wenn es das Hafenkrankenhaus nicht gäbe, müßte es an dieser Stelle errichtet werden. Um dies zu erreichen, müßten die HamburgerInnen montags ebenso zahlreich erscheinen wie zum Alstereisvergnügen.“

Hinter den Kulissen schreitet derweil die Schließung voran: Seit Donnerstag fahren die Notarztwagen nur noch chirurgische, aber keine internistischen Notfälle mehr ins Hafenkrankenhaus. Dort sollen ab Mitte Februar keine Kranken mehr aufgenommen werden. Die jährlich rund 4000 Aufnahmen sollen auf andere Kliniken verteilt werden.

Der Krankenpflegeunterricht soll zukünftig im AK Harburg stattfinden. Die Personalabteilung sucht in Einzelgesprächen mit den Beschäftigten sozialverträgliche Lösungen für ihre Umsetzung. Die Ambulanz soll unter der Federführung des AK St. Georg so lange weiterarbeiten, bis die geplante Notfallambulanz der Kassenärztlichen Vereinigung auf St.Pauli ihren Betrieb aufnimmt.

„Der LBK setzt niemanden unter Druck“, hat der Sprecher des Landesbetriebs Krankenhäuser gestern unterstrichen. Bis 1998 müßten auf Bonner Druck hin rund 210 Millionen Mark und rund 1600 Stellen eingespart werden. Das entspreche dem fünffachen Etat des Hafenkrankenhauses. „Es geht nicht um Peanuts“, so Siegmar Eligehausen.

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