: Finanz-Abschläge für den Investor
■ Schanzen-Turm: Grundstücksverkauf zum Schnäppchen-Preis
Die letzte Hürde für den Umbau des Schanzenturms zu einem 180-Betten-Hotel wurde gestern geräuschlos aus dem Weg geräumt. In streng geheimer Sitzung beschloß die städtische Kommission für Bodenordnung am Nachmittag, rund 2400 Quadratmeter „Erschließungsfläche“ an den Turm-Investor Hans-Joachim Storr zu veräußern. Die Flächen, die Storr für den Bau eines Zufahrtstunnels zu dem Hotel sowie die Errichtung von Parkplätzen benötigt, bekam der umstrittene Investor trotz leerer Staatskassen zum Schnäppchenpreis.
Finanzbehörde und die zuständigen politischen Gremien hatten den Grundstückswert in den vergangenen Jahren stets auf 1,6 bis zwei Millionen Mark taxiert. Nach Informationen aus der Finanzbehörde wurden Storr gestern jedoch gewaltige „Abschläge“ eingeräumt, so daß er nur noch 600.000 Mark berappen muß. So sei dem Münchner Architekten etwa die geplante Wiederbegrünung der Parkflächen nach dem Tunnelbau per Kaufpreissenkung vergütet worden. Auch die zwei Millionen Mark „Abfindung“, die Storr für „soziale Einrichtungen“ im Stadtteil zugesagt hatte, wurden nach inoffiziellen Behördeninformationen zumindest zum Teil vom Kaufpreis wieder abgezogen.
Voraussichtlich noch in diesem Jahr kann nun die französische Hotelkette „Accord“ mit der Umwandlung des denkmalgeschützten Backstein-Kolosses beginnen, in dem Ende 1998 die ersten Hotelgäste nächtigen sollen. Unklar ist noch, wie die bevorstehenden Bauarbeiten geschützt werden sollen. Denn mehrere im Schanzenviertel beheimatete Initiativen haben bereits ihren „entschlossenen Widerstand“ gegen das Projekt angekündigt. Marco Carini
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